Gesundheitswesen 2008; 70 - A69
DOI: 10.1055/s-0028-1086294

Telefonische Bevölkerungsumfragen als ein Instrument der kommunalen Gesundheitsplanung

KJ Kügler 1, HJ Boschek 1
  • 1Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises, Schwelm

Einleitung/Hintergrund: Die kommunale Koordinierung in der medizinischen Versorgung und in der Prävention gilt als gesundheitspolitische Frage von besonderer Bedeutung. Als Voraussetzung für wirksame Planungen gelten verlässliche Planungsgrundlagen auf der Basis einer kommunalen Gesundheitsberichterstattung. Diese stehen in der Regel aber nur eingeschränkt zur Verfügung. Die Potentiale von Bevölkerungsbefragungen sollen hier dargestellt werden. Material und Methoden: Eine Datenbank mit über 30 in den Jahren 1998 bis 2005 in NRW von kommunalen Gesundheitsbehörden durchgeführte telefonische Repräsentativbefragung wurde nach Themen und Zielgruppen ausgewertet. Fragen der Gesundheitsberichterstattung und der Steuerungsrelevanz wurden besonders berücksichtigt. Ergebnisse: Als Schwerpunkte wurde die Qualität der Versorgung (Hausärzte, Beratungsangebote), Fragen zu thematischen Schwerpunkten (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Droge und Sucht, Frauengesundheit) und Querschnittsthemen (Gesundheit im Alter) identifiziert. Ansatzweise wurden die Befragungsergebnisse mit Sozialdaten (Ausbildungsgrad, Einkommensverhältnisse und Migrationshintergrund) abgeglichen. Typischerweise wurden die Vorbereitung und die Auswertung der Ergebnisse in Kooperation mit der kommunalen Gesundheitskonferenz durchgeführt. In mehr als die Hälfte der Fälle wurden entsprechende Handlungsempfehlungen für die Kommune formuliert. Diskussion: Telefonische Repräsentativbefragungen stellen ein weit entwickeltes und relativ kostengünstiges Instrument der Informationsbeschaffung im kommunalen Rahmen dar. Sie können wichtige, aktuelle und spezifische Daten für die kommunale Gesundheitsberichterstattung liefern. Methodische Grenzen bestehen bei der Sicherung der Repräsentativität in einem sich dynamisch entwickelnden Telekommunikationsmarkt und bei der Erreichung bestimmter Gruppen (vor allem bei sprachlichen Problemen). Versorgungsprobleme und die individuelle Einschätzung von Handlungsoptionen können in vergleichbarer Weise mit Routinedaten nicht abgebildet werden. Der zentrale Aspekt ist die Einbeziehung der Bevölkerung und der kommunalpolitischen Gremien, insbesondere der Gesundheitskonferenz. Die Bürgerbeteiligung ist ein wichtiges Element der Prozessentwicklung in der Gesundheitsversorgung. Sie kann bisher durch keine Methode in vergleichbarer Weise ersetzt werden. Sie bedarf zur Sicherung der Nachhaltigkeit allerdings der Unterstützung durch Strukturen wie eine moderne Gesundheitsverwaltung und eine Gesundheitskonferenz.