Gesundheitswesen 2008; 70 - A158
DOI: 10.1055/s-0028-1086383

Prävalenz, Behandlung und Kosten des Diabetes mellitus, 1998–2006

I Köster 1, I Schubert 1, P Ihle 1
  • 1PMV Forschungsgruppe, Universität Köln

Einleitung: Zur Datenbereitstellung für die Gesundheitsberichterstattung und Planung der Ressourcenallokation sowie Qualitätssicherung der Versorgung des Diabetes werden die Prävalenz des behandelten Diabetes und die Versorgungssituation der Jahre 1998–2004 [1] sowie die KoDiM-Studie für die direkten Kosten des Jahres 2001 [2] bis zum Jahr 2006 fortgeschrieben. Im April 2008 liegen Ergebnisse bis 2004 vor, präsentiert werden die Daten bis 2006. Material und Methoden: Sekundärdatenanalyse der Versichertenstichprobe KV Hessen/AOK Hessen, jährlich ca. 300.000 durchgängig Versicherte. Personenbezogen pseudonymisierte Versichertenstamm-, Behandlungs- und Kostendaten der GKV sowie Pflegeversicherung. Definition der Diabetespatienten über Diagnosen (ICD-10 E10– E14, O24) sowie Antidiabetikaverordnungen (ATC A10) [1]. Fall-Kontroll-Design für Versorgungs- und Kostenanalyse: Diabetespatienten (Fälle), alters- und geschlechtsgleiche Paarlinge aus Versicherten der Stichprobe ohne Diabetes (Kontrollen). Ergebnisse: Die standardisierte Prävalenz des behandelten Diabetes stieg von 1998 bis 2004 von 5,9% auf 7,9% [1]. Bei allen untersuchten diabetespezifischen Leistungen war ein Anstieg der Häufigkeit zu beobachten [2]. Im Zeitraum 2000–2004 stiegen die jährlichen Pro-Kopf-Kosten bei Diabetespatienten und Kontrollen jeweils um 5–6% an. Die jährlichen Pro-Kopf-Exzess-Kosten variierten zwischen 2400–2600 Euro. Hier war kein zeitlicher Trend zu beobachten. Zwischen den einzelnen Versorgungssektoren kam es im Zeitraum 2000–2004 zu deutlichen Verschiebungen: Die Diabetes-Exzess-Kosten sanken im stationären Sektor und stiegen in den Bereichen Arzneimittel, Hilfsmittel und Pflege (SGB XI) an. Hochgerechnet auf die deutsche Wohnbevölkerung wuchsen auf Grund der steigenden Behandlungsprävalenz die jährlichen Diabetes-Exzess-Kosten von 12,9 Mrd. Euro (2000) auf 16,5 Mrd. Euro (2004) an. Schlussfolgerung: Die Daten der Jahre 1998–2004 zeigen, dass die Zahl der Menschen mit Diabetes in Deutschland kontinuierlich steigt [1]. Erfreulicherweise haben sich verschiedene Parameter der Betreuungsqualität verbessert, auch wenn weiterhin Defizite in der Früherkennung von Komplikationen zu bestehen scheinen [2]. Krankenkassendaten sollten in Zukunft verstärkt für das Monitoring der medizinischen Versorgung der Bevölkerung genutzt werden, zumal es sich um ein kostengünstiges Instrument handelt.

Literatur:

[1] Hauner H, Köster I, Schubert I. Trends in der Prävalenz und ambulanten Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus. Eine Analyse der Versichertenstichprobe AOK Hessen/KV Hessen im Zeitraum von 1998 bis 2004. Deutsches Ärzteblatt 2007; 41: A2799–2805

[2] Köster I, Ferber L von, Ihle P, Schubert I, Hauner H. The cost burden of diabetes mellitus: the evidence from Germany – the CoDiM Study. Diabetologia 2006; 49: 1498–504