Gesundheitswesen 2008; 70 - A186
DOI: 10.1055/s-0028-1086411

Arztkontakte in der ambulanten ärztlichen Versorgung – Ermittlung von Maßzahlen auf der Basis von Routinedaten der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland

TG Grobe 1, H Dörning 1
  • 1Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG), Hannover

Hintergrund: Die Zahl der Arztkontakte ist ein relativ anschauliches und auch international verwendetes Maß für die Inanspruchnahme der ambulanten ärztlichen Versorgung. Der Beitrag befasst sich mit den Möglichkeiten der Herleitung einer entsprechenden Maßzahl aus Routinedaten, die den Gesetzlichen Krankenversicherungen von den Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland seit 2004 versichertenbezogen übermittelt werden. Material und Methoden: Grundlage der Auswertungen bilden bundesweit erfasste Daten zu 1,5 Millionen Versicherten der Gmünder Ersatzkasse (GEK) aus dem Jahr 2006. Arztkontakte werden in verfügbaren Daten nicht direkt erfasst. Primäre Beobachtungseinheiten bilden Behandlungsfälle, wobei typischerweise alle und damit ggf. auch mehrere Behandlungen eines Arztes innerhalb eines Quartals bei einem Patienten genau einen Behandlungsfall bilden. In bisherigen Statistiken der Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD) werden für Deutschland ausschließlich Angaben zur Anzahl der Behandlungsfälle als Schätzer für Arztkontakte ausgewiesen. Differenziertere Berechnungen erlauben die den Behandlungsfällen zugeordneten Daten, in denen ärztlich erbrachte Einzelleistungen jeweils mit Tagesdatum erfasst werden. Als Arztkontakte lassen sich damit alle Kalendertage bestimmen, an denen ein bestimmter Arzt eine oder mehrere Leistungsziffern für einen bestimmten Patienten dokumentiert hat. Ergebnisse: Nach standardisierten Auswertungen von GEK-Daten wurden je Person 2006 in Deutschland 6,9 Behandlungsfälle in der ambulanten ärztlichen Versorgung abgerechnet. Die Zahl der Arztkontakte lag nach der zuvor dargestellten Berechnungsmethode zweieinhalbfach höher bei 17,1 Kontakten je Person und Jahr. Ein Ausschluss von Arztgruppen, die Leistungen typischerweise ohne direkten Patientenkontakt erbringen, verändert diese Zahl nur gering. Weitere Eingrenzungsoptionen werden erläutert. Diskussion: Die beschriebene Methode zur Bestimmung der Arztkontaktzahlen lässt sich einfach kommunizieren und entspricht weitgehend den Vorgaben der OECD für eine entsprechende Maßzahl. Sie erscheint damit insbesondere für routinemäßige Übersichtsauswertungen empfehlenswert. Zu relevant abweichenden Ergebnissen können Auswertungen führen, welche versuchen, ausschließlich persönliche Arzt-Patienten-Kontakte auf der Basis entsprechender Abrechnungsziffern zu identifizieren. Dies ist jedoch nur eingeschränkt möglich, müsste mit jeder Revision von Abrechnungsziffern angepasst werden und entspricht zudem nicht den OECD-Vorgaben.