Gesundheitswesen 2009; 71 - A10
DOI: 10.1055/s-0029-1215452

Kleinräumige GBE („Quartiersdiagnosen“) und die Weiterentwicklung des Präventionsprogramms Lenzgesund: Situationsanalyse und Erfolgskontrolle

W Süß 1, K Mossakowski 1
  • 1Institut für Medizin-Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Hintergrund: Das Gesundheitsamt Hamburg-Eimsbüttel hat für das benachteiligte Quartier „Lenzsiedlung“ ein Präventionsprogramm erarbeitet, das zur Zeit mit dem „Runden Tisch Gesundheit“ umgesetzt wird. Das Institut für Medizin-Soziologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf hat mit einem Wissenschaft-Praxis-Projekt im Rahmen des Förderschwerpunktes „Präventionsforschung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die Begleitforschung übernommen.

Ziele: Das Forschungsprojekt verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele: erstens die Entwicklung einer kleinräumigen quartiersbezogenen Gesundheitsberichterstattung für die Weiterentwicklung des lokalen Präventionsprogramms im Sinne des Public Health Action Cycles (Situationsanalyse, Evaluation) und zweitens die Gesamt-Evaluation des Programms im Hinblick auf seine Wirksamkeit durch die Anwendung des projektintern entwickelten Instrumentes „Kapazitätsentwicklung im Quartier (KEQ)“.

Ergebnisse: Das Forschungsprojekt hat zwei Quartiersdiagnosen erstellt, die die gesundheitliche und soziale Situation in der Lenzsiedlung im Sinne einer kleinräumigen Gesundheitsberichterstattung beschreiben und die Strukturen und Kapazitäten für Gesundheitsförderung und Prävention abbilden. Die Quartiersdiagnosen liefern Daten aus unterschiedlichen methodischen Zugängen zum Quartier bestehend aus einem Mix von qualitativen und quantitativen Verfahren und Analysen: Schuleingangsuntersuchungen, sekundärstatistischen Analysen zur Bevölkerungs- und Sozialstruktur, Befragung der Bewohnerschaft zur Nutzung und Bewertung von Versorgungsangeboten, Befragung von Hauptakteuren zum Stand der Entwicklungsprozesse von Strukturbildung und Kapazitätsentwicklung, Befragung der professionellen Akteure aus dem Bereich der Kindergesundheit.

Schlussfolgerungen: Der komplexe Ansatz der Quartiersdiagnosen liefert für die Akteure aus dem Öffentlichen Gesundheitsdienst und ihre Kooperationspartner hilfreiche und notwendig Erkenntnisse über die soziale und gesundheitliche Situation vor Ort sowie über den Entwicklungsstand der Aktivitäten und Maßnahmen. Die Ergebnisse wurden dem „Runden Tisch Gesundheit“ zur Verfügung gestellt und von den Hauptakteuren im Hinblick auf die weitere Umsetzung des Präventionsprogramms diskutiert. Bei der Entwicklung der kleinräumigen Gesundheitsberichterstattung im Rahmen der „Quartiersdiagnostik“ zeigt sich, dass für den Aufbau einer kleinräumigen quartiersbezogenen Berichterstattung einiges an Pionierarbeit zu leisten ist, von der Konzeptentwicklung bis hin zur Erschließung von Datenquellen und ihrer Nutzung.

Festzustellen sind hier vielfältige Probleme, die den Prozess der Entwicklungsarbeit und der Umsetzung derzeit behindern: Fragen der Datenaufbereitung, Fragen des Datenschutzes, quantitative und qualitative Zugänge, methodische Probleme bis hin zu politischen Hemmnissen.

Mit den Quartiersdiagnosen kann beispielhaft gezeigt werden, wie mit wissenschaftlicher Unterstützung Konzeptionierung und Umsetzung einer kleinräumigen handlungsorientierten (und integrierten!) Gesundheits- und Sozialberichterstattung auf den Weg gebracht werden kann, die immer auch gemeinsam mit dem ÖGD entwickelt und aufgebaut werden sollte.

Schlüsselwörter: kleinräumige Gesundheitsberichterstattung, lokales Präventionsprogramm, benachteiligtes Quartier, soziale Stadtteilentwicklung, Evaluation