Gesundheitswesen 2009; 71 - A75
DOI: 10.1055/s-0029-1239125

Gesundheitsfördernde Stadtteilentwicklung: Ausgangslage und Herausforderungen

B Reimann 1
  • 1Deutsches Institut für Urbanistik GmbH, Stadtentwicklung, Soziales und Recht, Berlin

Die Gesundheitsförderung im Stadtteil stellt für Kommunen, Krankenkassen und stadtteilbezogene Gesundheitsakteure eine besondere Herausforderung dar. Gegenüber anderen Settings (Schule, Betrieb) weist der Stadtteil einige Besonderheiten auf:

  • Die Sozialraumorientierung ist in der Gesundheitsförderung bislang nur unzureichend entwickelt.

  • Der Stadtteil ist bislang ein Setting mit geringer Relevanz und wenig Erfahrungen bei Krankenkassen. Aktivitäten im „nicht-betrieblichen Setting“ Stadtteil sind gegenüber Schulen und Kitas nachgeordnet.

  • Gegenüber anderen Settings (z.B. betriebliche Gesundheitsförderung) ist der Stadtteil diffuser: Strukturen, Verantwortlichkeiten und Angebote sind nicht klar definiert; es kann nicht auf entwickelte Verfahren der Setting-entwicklung zurückgegriffen werden.

  • Hingegen ist eine gute Strukturentwicklung im Bund-Länder-Programm Soziale Stadt zu verzeichnen. Das heißt, bei der Umsetzung von Maßnahmen im Rahmen der Sozialen Stadt, beispielsweise Wohnumfeldverbesserungen, Verkehrsberuhigungen und Schulhofgestaltungen, wird implizit Gesundheitsförderung betrieben.

Die Gesundheitsförderung unter besonderer Berücksichtigung der Lebenswelt Stadtteil stellt damit die Kommunen, Krankenkassen und stadtteilbezogene Gesundheitsakteure vor besondere Herausforderungen. Diese sind insbesondere:

  • Aufbau, Weiterentwicklung und Verstetigung von Strategien, Verfahren und Strukturen der gesundheitsfördernden Stadtteilentwicklung.

  • Verzahnung der gesundheitsfördernden Stadtteilentwicklung mit Ansätzen und Praxis der sozialen Stadtentwicklung.

  • Sensibilisierung der Krankenkassen für sozialraumorientiertes Handeln und die Programmumsetzung Soziale Stadt

  • Sensibilisierung der Kommunen für Gesundheitsförderung und Perspektive der Krankenkassen(verbände.)

  • Aufbau einer die gesundheitsfördernde Stadtteilentwicklung stützende Kooperation.

  • Entwicklung eines Rahmens für die Kooperation (z.B. Kooperationsvereinbarungen; Verträge; Integrierte Handlungskonzepte.)

  • Entwicklung von Kooperationsformen bzw. geeigneten Strukturen für die Kooperation.

  • Umfassende Beteiligung der Zielgruppen bei Bedarfsermittlung, Umsetzung und Auswertung.

Wie der Aufbau einer die gesundheitsfördernde Stadtteilentwicklung stützende Kooperation zwischen Kommunen, Krankenkassen und anderen Akteuren gelingen kann und die Entwicklung und Qualifizierung von Projekten, die sich für die Gesundheitsförderung in sozial benachteiligten Stadtteilen besonders eignen, vorgenommen wird, soll an den Ergebnissen eines laufenden Forschungsprojektes erläutert werden.