Gesundheitswesen 2009; 71 - A173
DOI: 10.1055/s-0029-1239223

Mögliche Hindernisse und Probleme bei der Umsetzung eines ambulanten Schulungsprogramms – am Beispiel Endometriose

B Wunderlich 1, I Brandes 1
  • 1Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover

Hintergrund: Für verschiedene Indikationen liegen Nachweise zur Wirksamkeit von Patientenschulungen vor. Diese werden jedoch überwiegend im stationären Setting angeboten. Um Patienten ohne stationären Rehabilitationsaufenthalt Schulungsmaßnahmen zugänglich machen zu können, bedarf es ambulanter Schulungsangebote. Am Beispiel der Endometriose wurden Probleme und Hindernisse der Einführung einer ambulanten Patientenschulung untersucht. Endometriose ist die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung (AWMF 2006). Verschiedene Aspekte der Erkrankung (Komplexität, fehlende Heilungschancen, nebenwirkungsreiche Therapien, fehlendes Patientenwissen, starke Belastungen auf physischer, psychischer und sozialer Ebene (Oehmke et al. 2007, Finas et al. 2005)) begründen die Notwendigkeit für eine Patientenschulung. Ziel ist die flächendeckende Implementierung eines standardisierten ambulanten Schulungsprogramms in die Routineversorgung.

Methode: Die Umsetzung der ambulanten Schulung erfolgt an mehreren Standorten in unterschiedlichen Settings (Kliniken der Schwerpunkt- und Maximalversorgung, ambulante Rehaklinik, Praxisklinik, öffentlicher Tagungsraum).

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Patientenschulung ist bislang elfmal durchgeführt worden. Dabei mussten verschiedene Probleme und Hindernisse sowohl auf organisatorischer wie auf inhaltlicher Ebene überwunden werden. Im Rahmen der Organisation stellte die Zeitplanung eine besondere Herausforderung dar (Verfügbarkeit der Trainer, Berufstätigkeit der Frauen, Dauer der Veranstaltung). Die Rekrutierung der Teilnehmerinnen gelang – anders als erwartet –über Medien wie Zeitungen und Internet besser als über die kooperierenden Kliniken. Die geplante Durchführung der Schulung durch ein multidisziplinäres Team (mehr als zwei Trainer) stellt bislang ein Problem dar. Die Umsetzung der Inhalte zeigte, dass eine strenge Orientierung an einem standardisierten Programm – wie bei anderen Indikationen üblich – nicht den Bedürfnissen der Frauen mit Endometriose entspricht. Der Komplexität der Erkrankung mit den körperlichen, psychischen, beruflichen und privaten Folgen kann in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit (anderthalb Tage) nicht entsprochen werden. Eine Fokussierung auf die besonderen Bedürfnisse der Teilnehmerinnen ist erforderlich, wobei dem intensiven Austausch innerhalb der Gruppe ausreichend Raum gegeben werden muss. Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen belegen den Wunsch nach einem weiteren Schulungstermin zur Vertiefung der vermittelten Kompetenzen.