Gesundheitswesen 2009; 71(10): 623-627
DOI: 10.1055/s-0029-1239571
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Teilnehmerstruktur und ökonomischer Nutzen präventiver Bonusprogramme in der betrieblichen Krankenversicherung

Participant Structure and Economic Benfit of Prevention Bonus Programmes in Company Health Insurance FundsM. Friedrichs1 , H. Friedel1 , W. Bödeker2
  • 1Institut für Prävention und Gesundheitsförderung an der Universität Duisburg-Essen, Team Gesundheit GmbH Essen
  • 2Bundesverband der Betriebskrankenkassen, Essen
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Publication Date:
02 November 2009 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Studie: Die Studie untersucht die Struktur der Nutzer von präventiven Bonusprogrammen nach § 65a SGB V der betrieblichen Krankenversicherung und Unterschiede in der Leistungsinanspruchnahme vor Einführung der Programme. Darüber hinaus wird der durch die Bonusprogramme erzielte Nutzen für die Krankenkassen ermittelt.

Methodik: Die Datenbestände zu ca. 5,2 Mill. Versicherten und den von ihnen in Anspruch genommenen Leistungen von 74 Betriebskrankenkassen wurden anonym mit den Daten zur Bonusteilnahme zusammengeführt. Soziodemografische Informationen und solche zur Leistungsinanspruchnahme von Programmteilnehmern vor Einführung der Bonusprogramme wurden in einer deskriptiven Analyse mit denjenigen von Nichtteilnehmern verglichen. Der ökonomische Nutzen der Programme in einer dreijährigen Episode nach ihrer Einführung wurde mithilfe einer Regressionsanalyse ermittelt.

Ergebnisse: Präventive Bonusprogramme liefern einen jährlichen Nutzen von mindestens 129 € pro Teilnehmer. Sie werden stärker von Männern ab 40 und von Frauen zwischen 30 und 50 genutzt. Die Höhe der Schulbildung ist positiv mit der Teilnahmebereitschaft korreliert. Vor der Einführung der Programme ergeben sich nur wenige Unterschiede in der Inanspruchnahme von Kassenleistungen zwischen Teilnehmern und Nichtteilnehmern. Die Teilnehmerquote ist mit 1,4% der Versicherten eher niedrig.

Schlussfolgerung: Präventive Bonusprogramme nutzen ihren Teilnehmern wie ihren Krankenkassen zumindest kurzfristig. Sogenannte Mitnahmeeffekte scheinen eine untergeordnete Rolle zu spielen. Die Nachhaltigkeit und die genaue Wirkungsweise der Programme muss weiter untersucht werden.

Abstract

Objective: This study investigates differences in sex, age, and educational level between participants and non-participants of prevention bonus programmes. The differences in the utilisation of drugs, hospital care, and sickness absence before the start of the programmes between these groups are also shown. Finally the economic benefit of the health insurance funds attributed to these programmes is estimated.

Methods: Data from some 5.2 million insured subjects of 74 company health insurance funds in Germany were linked to information on enrollment into a prevention bonus programme anonymously. In a descriptive analysis the differences in the sociodemographic patterns between both groups are shown as well as the differences in costs to the health insurances in the three sectors mentioned above. The benefit to the health insurance funds is estimated by means of an analysis of covariance.

Results: Prevention bonus programmes yields an annual benefit of at least 129 € per participant. Men aged 40 and older and women aged 30 and older are more likely to opt into such a programme. The same is true for persons with a higher educational level. There are only few differences in health-care utilisation between the participants and non-participants of the programmes before enrollment. Only 1.4% of all insured persons participated in the programmes.

Conclusion: There is at least a short-term gain to both involved parties: the insured and the health insurance funds. The programmes are not dominated by deadweight effects. Long-term effects and effectiveness of prevention bonus programmes still have to be investigated.

Literatur

  • 1 Bödeker W, Friedel H, Friedrichs M. Ökonomischer Nutzen der BKK Bonusprogramme.  Die BKK. 2008;  4 214-218
  • 2 Stock S, Stollenwerk B, Klever-Deichert G. et al . Preliminary analysis of short term financial implications of a prevention bonus program: First results from the German statutory health insurance.  Int J Public Health. 2008;  53 78-86
  • 3 Ärzte-Zeitung (2008) . Bonusprogramm senkt IKK-Ausgaben. (Meldung vom 26.05.08) 
  • 4 Bödeker W, Friedel H, Friedrichs M. Können Bonusleistungen durch Einsparungen erwirtschaftet werden?.  Die BKK. 2006;  2 64-66
  • 5 Scherenberg V, Greiner W. Bonusprogramme – Zwischen Wettbewerb und Prävention – Eine Bestandsaufnahme über die Ausgestaltung präventiver Bonusprogramme.  Gesundheits- und Sozialpolitik. 2008;  3 19-25
  • 6 Vesper-Reich R. Bonusmodelle in der gesetzlichen Krankenversicherung – Ein innovativer Ansatz zur Steuerung des Versichertenverhaltens.  Die BKK. 2004;  9 399-403

Korrespondenzadresse

M. Friedrichs

Institut für Prävention und Gesundheitsförderung an der Universität Duisburg-Essen

Team Gesundheit GmbH

Niederlassung Frankfurt

Dreieichstraße 59

60594 Frankfurt am Main

Email: friedrichs@ipg-uni-essen.de

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