Gesundheitswesen 2010; 72(11): 804-807
DOI: 10.1055/s-0029-1242786
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gesundheitsuntersuchung und Impfstatus – Ergebnisse einer Patientenbefragung in deutschen Hausarztpraxen

Health Screening and Vaccination Status – Results from a Patient Survey in German General PracticesT. Freund1 , C. Lekutat2 , U. Schwantes2 , J. Szecsenyi1 , S. Joos1
  • 1Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg
  • 2Institut für Allgemeinmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin
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Publication Date:
04 January 2010 (online)

Zusammenfassung

Beim Impfstatus Erwachsener in Deutschland zeigen sich seit Jahren deutliche Lücken. Auch die Teilnahmerate an der Gesundheitsuntersuchung nach § 25 SGB V (Check up 35) ist gering. Insgesamt nimmt der Impfschutz mit dem Alter ab, die Teilnahmerate am Check up 35 aber zu. Im Rahmen einer Studie zum Präventionsverhalten hausärztlicher Patienten untersuchten wir die Kenntnis über den eigenen Impfstatus. Hierzu wurden im Rahmen einer anonymen Fragebogenstudie im Jahr 2007 in 5 Hausarztpraxen insgesamt 333 Patienten befragt. 76% der anspruchsberechtigten gesetzlich Versicherten über 35 Jahre gaben an, den Check up 35 regelmäßig oder zumindest unregelmäßig wahrzunehmen. Dabei zeigte sich, dass 67% derjenigen, die regelmäßig (alle zwei Jahre) den Check up 35 wahrnehmen, über einen kompletten Impfschutz berichten. Solche Patienten, die angaben unregelmäßig oder gar nicht am Check up 35 teilzunehmen, berichten mit 38% bzw. 33% signifikant seltener über einen kompletten Impfstatus. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse sollte diskutiert werden, ob sich durch eine konsequente Kopplung der sekundärpräventiven Gesundheitsuntersuchung mit einer primärpräventiven Impfberatung der Impfstatus insbesondere älterer Patienten künftig verbessern ließe.

Abstract

The vaccination status of German adults needs improvement. Low participation is also known in health screening programmes like the “Check up 35” which is offered every two years for adults aged 35 or above. However, the number of participants in health screening increases with age whereas vaccination status decreases. Within a study about patients' attitudes towards prevention in primary care, we investigated the knowledge about the vaccination status. Therefore, an anonymous survey was conducted among 333 patients from five general practices in 2007. 76% of the potential participants in health screening declared that they utilise it at least infrequently. In contrast to those who participate frequently in health screening (67%), those who participate infrequently (38%) or never (33%) but declare that their vaccination status is complete are significantly rare. Due to the results of our study it has to be discussed whether the health screening “Check up 35” should be regularly accompanied with vaccination counselling.

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Korrespondenzadresse

Dr. med. T. Freund

Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung

Universitätsklinikum Heidelberg

Voßstraße 2

69115 Heidelberg

Email: tobias.freund@med.uni-heidelberg.de

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