Sprache · Stimme · Gehör 2010; 34(3): e48-e55
DOI: 10.1055/s-0029-1246203
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Bedeutung von Phonembewusstheit und semantisch-lexikalischen Fähigkeiten für Schriftsprachleistungen in der Grundschule[1]

The Importance of Phonemic Awareness and Vocabulary for Written Language Performance in Elementary SchoolK. Berendes1 , C. D. Schnitzler2 , K. Willmes3 , W. Huber4
  • 1Studiengang Lehr- und Forschungslogopädie der RWTH Aachen
  • 2Department für Lehrerbildung und fachdidaktische Forschung, Grundschulpädagogik/Deutsch (Leitung: N. N.)
  • 3Abteilung Neuropsychologie, Universitätsklinikum der RWTH Aachen (Leitung: Prof. Dr. W. Sturm)
  • 4Abteilung Neurolinguistik, Universitätsklinikum der RWTH Aachen (Leitung: Prof. Dr. W. Huber)
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Publication Date:
28 July 2010 (online)

Zusammenfassung

Diverse Studien belegen, dass die phonologische Bewusstheit eine wichtige Vorläuferfertigkeit für den Erwerb der Schriftsprache darstellt und auch in den ersten Grundschuljahren noch bedeutungsvoll bleibt [2]. Welcher Stellenwert der phonologischen Bewusstheit während des späteren Schriftspracherwerbs, insbesondere im Vergleich mit sprachsystematischen Ebenen, zukommt, wurde jedoch bislang unzureichend untersucht [3]. In der vorliegenden Studie [4] wurde der Zusammenhang zwischen phonologischer Bewusstheit und Schriftsprachleistungen im späten Grundschulalter analysiert. Von 31 Dritt- und 26 Viertklässlern wurden die schriftsprachlichen Kompetenzen, die phonologische Bewusstheit auf Phonemebene (Phonembewusstheit) sowie der rezeptive Wortschatz erhoben. Es konnte festgestellt werden, dass Phonembewusstheit in diesen Schuljahresstufen noch in einem außerordentlichen Zusammenhang mit den Rechtschreibleistungen steht. Für die Leseleistungen zeigten sich keine bedeutsamen Zusammenhänge. Die semantisch-lexikalischen Fähigkeiten der Kinder stellten sich insbesondere für die Lesefähigkeiten als relevanter Faktor heraus. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass phonologische Bewusstheit auch gegen Ende der Grundschulzeit, zumindest für die Rechtschreibleistungen, eine bedeutungsvolle Komponente für schriftsprachliche Prozesse darstellt.

Abstract

Various scientific studies document that phonological awareness is a key factor in the acquisition of literacy and remains most influential during the first years of elementary school [1,2]. The significance of phonological awareness during the following acquisition of written language, compared to other linguistic components, remains inadequately researched [3]. Therefore, the bond between phonological awareness and literary language skills in the late elementary school was examined in an own study [4]. A sample of German children (31 third graders and 26 fourth graders) was tested concerning their reading and spelling performance, their phonological awareness (phoneme-level) and vocabulary knowledge (receptive). It could be observed that phonological skills are still systematically linked to spelling performance on this level of education. Vocabulary (word recognition) knowledge correlates with reading abilities of the children. Subsequent analysis showed that phonological awareness has a significantly higher predictive power for the spelling performance than the amount of vocabulary obtained. The findings for reading performance were vice versa. The results indicate that phonological awareness remains a relevant component for spelling performance even at the end of elementary school and should therefore be considered when planning a therapy for children with restrictions in this domain.

Literatur

1 Der Inhalt wurde auf den folgenden Tagungen mündlich vorgetragen: 36. Kongress des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V., Karlsruhe, Juni 2007, Titel: „Schriftsprachleistungen und phonologische Bewusstheit im Grundschulalter„.
5. Interdisziplinäre Tagung über Sprachentwicklungsstörungen (ISES 5), Mainz, April 2008, Titel: „Differentielle Profile von Grundschülern basierend auf individuellen Lernvoraussetzungen und Schriftsprachleistungen – eine clusteranalytische Untersuchung“ (enthielt nur Teilaspekte der vorliegenden Untersuchung).

1 Der Inhalt wurde auf den folgenden Tagungen mündlich vorgetragen: 36. Kongress des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e.V., Karlsruhe, Juni 2007, Titel: „Schriftsprachleistungen und phonologische Bewusstheit im Grundschulalter„.
5. Interdisziplinäre Tagung über Sprachentwicklungsstörungen (ISES 5), Mainz, April 2008, Titel: „Differentielle Profile von Grundschülern basierend auf individuellen Lernvoraussetzungen und Schriftsprachleistungen – eine clusteranalytische Untersuchung“ (enthielt nur Teilaspekte der vorliegenden Untersuchung).

Hinweis:

Dieser Beitrag wurde gemäß folgendem Erratum vom [20.01.2011] geändert.

Erratum:

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Korrespondenzadresse

K. BerendesDipl.-Lehr-Logopädin 

Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Wilhelmsplatz 3

96047 Bamberg

Email: Karin.Berendes@uni-bamberg.de

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