Gesundheitswesen 2010; 72(3): 125-128
DOI: 10.1055/s-0030-1249055
Laudatio

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Laudatio für Herrn Prof. Dr. Dr. Alf Trojan zur Verleihung der Salomon-Neumann-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) am 23.9.2009 in Hamburg

M.-L. Dierks1
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Publication Date:
19 March 2010 (online)

Zum 23. Mal verleiht die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) im Jahr 2009 die Salomon-Neumann-Medaille, eine Ehrung der Fachgesellschaft für Personen, die besondere Verdienste um die Präventiv- und Sozialmedizin erworben haben. In diesem Jahr wird diese Auszeichnung an einen Wissenschaftler verliehen, der sich nicht nur um die Ideale der DGSMP – nämlich die Förderung der Medizin als eine soziale Wissenschaft – , sondern auch um die Gesellschaft selbst mehr als verdient gemacht hat.

Als ich vor einigen Wochen vom Vorstand der DGSMP gebeten wurden, die heutige Laudatio zu halten, war dies eine Ehre und Herausforderung zugleich – wie hält man eine Laudatio für eine Person, die man selbst als Studentin als Vorbild und wegweisende Person aus der Literatur kennen gelernt, später als Wissenschaftlerin aus der Ferne betrachtet und erfreulicherweise über die Jahre hinweg im persönlichen Umgang als engagierten, liebenswürdigen und immer kooperationsbereiten Kollegen kennen gelernt hat? Und dies ohne dabei wichtige Dinge zu vergessen, Zusammenhänge zu verdrehen, allzu pathetisch zu werden und vor allem ohne die vorgegebene Zeit aus dem Blick zu verlieren – letzteres ist wahrscheinlich angesichts der vielen Worte, die es über den Wissenschaftler, Hochschullehrer und Menschen Alf Trojan zu sagen gibt, ein besonders heikler Punkt.

Beginnen möchte ich mit meiner ersten Erinnerung an Alf Trojan. 1984 las ich im Studium begeistert eines seiner Bücher zum Thema Selbsthilfegruppen und Gesundheit, das er 1981 gemeinsam mit Ilona Kickbusch herausgegeben hat, das Buch „Gemeinsam sind wir stärker”, ein Klassiker mit den ersten Forschungsergebnisse zu dem damals noch neuen Phänomen der Selbsthilfegruppen [1]. Dieses Buch enthält eine Karrikatur, die die Reaktion der Experten, insbesondere im Gesundheitswesen, auf Bürgerengagement und gesundheitliche Selbsthilfe illustriert ([Abb. 1]).

Abb. 1 Reaktion von Professionellen auf die Arbeit von Selbsthilfegruppen [1].

Alf Trojan hat sich als Experte ganz anders verhalten – er hat sich den Gruppen zugewendet, sich wissenschaftlich mit zahlreichen Facetten der Selbsthilfebewegung beschäftigt, und dies durchaus in dem Bewusstsein, dass sich diese Unterstützung in einem Spannungsfeld zwischen Autonomie und Vereinnahmung bewegt.

Alf Trojan hat der jungen Selbsthilfebewegung im Gesundheitsbereich in den 70er Jahren mit seiner Arbeit wichtige Impulse gegeben und damit einen zentralen Beitrag zur zunehmenden Akzeptanz der Selbsthilfe im Gesundheitswesen geleistet. Wer hätte sich in den Anfängen dieser Diskussion vorstellen können, dass seit 2000 im Gemeinsamen Bundesausschuss organisierte Selbsthilfegruppen mit am Beratungstisch sitzen, und dass die Selbsthilfe inzwischen zu einer akzeptierten Säule der Gesundheitsversorgung geworden ist?

Literatur

  • 1 Kickbusch I, Trojan A. , Hrsg. Gemeinsam sind wir stärker. Frankfurt am Main: Fischer Verlag; 1981
  • 2 Trojan A. Hyperämie der Füße durch ansteigende Armbäder.. Herz/Kreislauf; 1975. (7): 638-641
  • 3 Trojan A. Psychisch krank durch Etikettierung?. München: Urban & Schwarzenberg; 1978
  • 4 Trojan A. , Hrsg Wissen ist Macht. Eigenständig durch Selbsthilfe in Gruppen.. Frankfurt am Main: Fischer Verlag; 1986

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. M.-L. Dierks

Inst. für Epidemiologie,

Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung

Medizinische Hochschule

Hannover OE 5410

30623 Hannover

Email: Dierks.marie-luise@mh-hannover.de

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