Gesundheitswesen 2010; 72 - V7
DOI: 10.1055/s-0030-1266167

Erfahrungen der Präventionsforschung im Praxistransfer. Die KNP-Expertenbefragung über Translation im BMBF-Förderschwerpunkt Präventionsforschung

T Kliche 1, M Post 1, M Plaumann 2, S Dubben 3, G Nöcker 3, U Walter 2
  • 1UKE, Hamburg
  • 2MHH, Hannover
  • 3BZgA, Köln

Hintergrund: Der Förderschwerpunkt Präventionsforschung des BMBF (2004–2012) umfasst 59 Vorhaben, in denen Wissenschaft und Praxispartner zusammenarbeiten. Sie erschließen neue Zugangswege zu wichtigen Zielgruppen, entwickeln Instrumente der Evaluation und Qualitätssicherung sowie Evidenz für wirkungsvolle Vorgehensweisen. Die „Kooperation für nachhaltige Präventionsforschung“ (KNP) unterstützt Vernetzung und Bekanntmachung, Praxis- und Politiktransfer der Präventionsforschung. Methoden: 2009 wurden die Expert/-innen dieser Projekte (Forscher/-innen und Kooperationspartner, z.B. aus Behörden, Ministerien, Kommunen, Krankenkassen, Verbänden) nach ihren Erfahrungen mit Transfertechniken befragt. Sie berichteten die von ihnen genutzten Aufbereitungs-, Disseminations- und Implementationsmethoden und Arbeitshilfen, beurteilten deren Nützlichkeit und wiesen auf Verbesserungsmöglichkeiten hin. Der Fragebogen umfasste rd. 150 Items und offene Fragen. Es beteiligten sich 130 Expert/-innen (43%) aus praktisch allen Projekten. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass im Feld breite Kompetenz und Versiertheit in verschiedenen Verbreitungs- und Umsetzungshilfen verfügbar ist. Allerdings liegt der Schwerpunkt auf Methoden der zentralen Bekanntmachung und Einführung: Über zwei Drittel der Projekte setzen Fortbildungen für Anwender/-innen, die zentrale Einbindung praktischer Expertise in die Programmentwicklung sowie feste Kooperationsverträge mit Präventionsträgern ein. Dezentrale Implementierungsansätze, insbesondere Empowerment oder Qualitätssicherung für eine selbständige Einführung vor Ort, werden seltener angewandt. Einige Aufbereitungsformen wissenschaftlicher Ergebnisse sind für Träger und Praktiker/-innen wichtig, werden aber bislang eher zögerlich genutzt, etwa gesundheitsökonomische Bedarfsaufstellungen und die Vorbereitung unterschiedlicher Einführungsoptionen.Die Teilgruppen (Forschung/Praxis/Träger) unterschieden sich in ihren Einschätzungen nur unwesentlich. Folgerungen: Die Ergebnisse lassen sich nicht auf andere Felder übertragen, erhellen jedoch den Stand in der Präventionsforschung. Zu deren breiterem Transfer ist zu empfehlen: 1. Der Präventionsforschung stehen zahlreiche Transfertechnologien zur Verfügung. Einige könnte sie noch aktiver nutzen, u.a. die Bestimmung eines „Interventionskerns“, Kosten-Nutzen-Argumente sowie Verfahren zur Sicherstellung von Programmtreue und Umsetzungsqualität. 2. Die belegbare Wirksamkeit von Programmen sollte für die Träger das wichtigste Auswahlkriterium bilden. 3. Die Gesundheitspolitik kann gezielt die breite Einführung und Qualitätssicherung evidenzgestützter Prävention und Gesundheitsförderung unterstützen, da mittlerweile wirkungsvolle Vorgehensweisen und Programme für verschiedene Handlungsfelder verfügbar sind.