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DOI: 10.1055/s-0030-1266171
Familienbasierte Prävention von Sucht- und Verhaltensstörungen. Kultursensible Adaptation des US-amerikanischen Strengthening Families Program 10–14 und erste Erfahrungsberichte aus der Implementierung des Programms
Hintergrund: Das Strengthening Families Program 10–14 (SFP 10–14) wurde 1993 an der Iowa State University/USA zur universellen familienbasierten Prävention von Sucht- und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 14 Jahren entwickelt. In mehreren randomisiert-kontrollierten Studien konnte seine Wirksamkeit in Bezug auf Konsumbeginn und -menge von Tabak, Alkohol und Cannabis sowie die Abnahme kindlicher Verhaltensauffälligkeiten in Schule und Familie belegt werden. In Deutschland besteht bei gut etablierten schul- und gemeindebasierten Präventionsprogrammen bezüglich der familienbasierten Prävention eine Lücke, die durch die kultursensible Adaptation und Evaluation des SFP 10–14 geschlossen werden soll. Material und Methoden: Die US-amerikanische Originalversion Strengthening Families Program 10–14 wurde wiederholt erfolgreich auf ihre Wirksamkeit hin untersucht. 2009 wurde mit der Adaptation des Programms in Deutschland begonnen, wozu Experten aus der Jugendsuchtarbeit sowie Eltern von Kindern im Alter der Zielgruppe zur Beurteilung des Originalmaterials befragt wurden. Im Rahmen eines Gruppendiskussionsprozesses wurden Kriterien erarbeitet, die für eine kultursensible Adaptation an deutsche Verhältnisse zu beachten sind. Die Ergebnisse der Befragungen flossen in die Konzipierung der deutschen Programmversion ein. Im Anschluss ist eine randomisiert-kontrollierte Multicenter-Studie zur Evaluation des Programms an 4 Projektstandorten in sozial benachteiligten Stadtteilen geplant. Nach den Prä- und Postinterventionszeitpunkten sind follow-up-Messungen 6 beziehungsweise 18 Monate nach Interventionsende vorgesehen. Ergebnisse: Das Originalmaterial konnte nicht als Matrix für die deutsche Version benutzt werden. Es mussten unter 3 Aspekten umfängliche Anpassungen durchgeführt werden, und zwar bezüglich der Übertragung auf die Bedingungen der Zielgruppe unter Berücksichtigung ihres sozioökonomischen Status, der Anpassung an die deutsche Sprache und der Berücksichtigung kulturgebundener Normen für das Rollenverhalten von Eltern und Kindern sowie der Problemdefinition für zu modifizierendes Verhalten (Familie, Schule, Peergroup). Zudem wird von den ersten Erfahrungen bei der Rekrutierung der Familien sowie von der Durchführung des Programms mit den adaptierten Materialien und deren Akzeptanz bei deutschen Familien berichtet.