Gesundheitswesen 2010; 72 - V27
DOI: 10.1055/s-0030-1266191

Wie gesund ist Sport für Jugendliche? Erstmalige bundesweite Studie zur Gesundheit von jugendlichen Hochleistungssportlern im Vergleich zu jugendlichen Freizeitsportlern

K Diehl 1, A Thiel 2, S Zipfel 3, S Schneider 1
  • 1Mannheimer Institut für Public Health/Kompetenzzentrum für Sozialmedizin und betriebliche Gesundheitsförderung, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Mannheim
  • 2Institut für Sportwissenschaft, Universität Tübingen, Tübingen
  • 3Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen

Einleitung: Jugendliche, die Leistungssport betreiben, sind nicht nur für die Sportmedizin interessant. Aufgrund der ganz besonderen Verantwortung aller beteiligten Akteure ist die Gesundheit dieser Heranwachsenden auch für die Sozialmedizin von hoher Relevanz. Darüber, wie gesund sich jugendliche Hochleistungssportler fühlen, welche Bedeutung das bewusste Eingehen gesundheitlicher Risiken für sie hat und wie ihr Gesundheits- und Sozialverhalten abseits des Sports aussieht, ist allerdings nur wenig bekannt. Daher wird derzeit im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) die GOAL-Study (German Young Olympic Athletes' Lifestyle and Health Management-Study) durchgeführt, deren Studiendesign und erste Ergebnisse in Berlin erstmals vorgestellt werden sollen. Material und Methoden: Ein Forschungsverbund des Instituts für Sportwissenschaft (Universität Tübingen), des Mannheimer Instituts für Public Health (Universität Heidelberg) und der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Universitätsklinikum Tübingen) führt eine qualitative Beobachtungs- und Feldstudie an jugendlichen Nachwuchsleistungssportlern in ausgewählten Sportarten sowie eine quantitative Untersuchung durch. Im Rahmen einer Vollerhebung werden hierzu erstmalig bundesweit alle rund 2.300 Athleten sämtlicher olympischer Sportarten standardisiert befragt. Einschlusskriterium sind Zugehörigkeit in einem olympischen Kader (>D-Kader) und ein Alter von 14 bis 17 Jahren. Ergebnisse: In der derzeit laufenden Feldphase werden einerseits Gesundheit, Gesundheitsverhalten, aber auch Gesundheitskonzepte und -vorstellungen erfasst. Untersucht werden weiterhin das soziale Netzwerk sowie sportartspezifische Unterschiede im gesundheitsrelevanten Verhalten (u.a. Ernährungsverhalten). Andererseits sollen Gesundheit und Gesundheitsverhalten der Athleten mit jugendlichen Nichtleistungssportlern (KiGGS, HBSC und Drogenaffinitätsstudie) verglichen werden. Schlussfolgerungen: Das Jugendalter stellt aufgrund drastischer Veränderungen auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene für die lebenslange Gesundheit eine sehr bedeutsame Periode dar. Dies gilt umso mehr für jugendliche Leistungssportler. Anhand der GOAL-Study können problematische Entwicklungen auch für den Freizeitsport rechtzeitig aufgezeigt und Interventionsmöglichkeiten herauskristallisiert werden. So könnten Struktur- und Regeländerungen auch im Freizeitsport das Verletzungsrisiko oder problematische Praktiken zur Gewichtsreduktion beeinflussen. Ein Vergleich der beiden Gruppen erlaubt zudem soziologische und medizinische Rückschlüsse auf positive und negative Folgen sportlicher Betätigung.