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DOI: 10.1055/s-0030-1266202
Partizipation im individuellen Lebensumfeld: Analyse des Modells der präventiven Hausbesuche (eingeladener Vortrag)
Hintergrund und Fragestellung: Im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklungen, wie demographischer Wandel, Ökonomisierung des sozialen Bereichs und Singularisierung im Alter, besteht ein stetiger Anpassungs- und Innovationsbedarf hinsichtlich der sozialen Sicherungssysteme. Im Bereich der gerontologischen Pflege- und Versorgungsforschung werden in Deutschland daher zunehmend Konzepte und Modelle aus Ländern des skandinavischen und angloamerikanischen Raums erprobt, die sich mit vergleichbaren gesellschaftlichen Herausforderungen konfrontiert sehen. Ein prominenter Vertreter ist das Modell der präventiven Hausbesuche. Dieses Konzept verspricht eine Reduktion der Mortalität, eine Vermeidung von Pflegeheim- und Krankenhausaufenthalten sowie eine Verbesserung des funktionalen Status des älteren Menschen. Der präventive Hausbesuch richtet sich dabei primär an nicht behinderte ältere Personen ab ca. 75 Jahren und lässt sich zwischen der Gesundheitsberatung (für die gesunden Älteren) und komplexeren Formen der ambulanten bzw. stationären Betreuung einordnen. Methode: Es wurde eine systematische Analyse nationaler und internationaler Forschungsarbeiten zur Thematik des präventiven Hausbesuchs durchgeführt. Den Schwerpunkt bildete die Wirksamkeit der Hausbesuche bezogen auf die Mortalität, die Institutionalisierung sowie den funktionalen Status älterer Menschen. Darüber hinaus wurde der inhaltlichen Ausgestaltung des Hausbesuchkonzepts besondere Beachtung geschenkt. Ergebnisse: Generell werden unterschiedliche Typen des präventiven Hausbesuchs beschrieben, d.h. es kann keinesfalls von „dem präventiven Hausbesuch“ ausgegangen werden. Hausbesuchskonzepte, die ein multidimensionales Assessment (somatisch, psychosozial sowie subjektive Befindlichkeit und Lebensqualität) anwenden, scheinen insgesamt den größten Erfolg zu versprechen. Diskussion: Neben der Frage der Finanzierung präventiver Hausbesuche (Kranken- oder Pflegeversicherung) kann auch die Frage der Wirksamkeit für Deutschland nicht befriedigend beantwortet werden. Eine Übertragbarkeit internationaler Forschungsergebnisse ist nur eingeschränkt möglich, da ein starker Zusammenhang zwischen den existierenden Strukturen und der Wirksamkeit präventiver Hausbesuche zu vermuten ist. Dennoch bieten Hausbesuche in der privaten Wohnung des älteren Menschen den Vorteil, die funktionelle Kompetenz und die Partizipation im individuellen Lebensumfeld zu erfassen.