Gesundheitswesen 2010; 72 - V37
DOI: 10.1055/s-0030-1266204

Langzeituntersuchung zu Wissen, Einstellungen und Kompetenzen von Polizeibeamten des gehobenen Dienstes im Kontakt zu psychisch Kranken

U Sühlfleisch-Thurau 1, U Lemke 1, T Bär 2, J Nantke 1, S Neik 3, S Herpertz 4, J Höppner 1
  • 1Universität Rostock, Rostock
  • 2Bundespsychotherapeutenkammer, Berlin
  • 3FH für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege, Güstrow
  • 4Universität Heidelberg, Rostock

Einleitung: Polizeibeamte sind häufig mit psychisch Kranken konfrontiert, die sich in Ausnahmesituationen befinden, nicht krankheits- und behandlungseinsichtig und dabei aggressiv oder suizidal sind. Sie sind nicht oder nur unzureichend für diese schwierigen Situationen ausgebildet. Ziel des Projektes war es, mit einem spezifisch auf die Bedürfnisse von Polizeibeamten zugeschnittenem Unterrichtsprogramm die generelle Einstellung sowie die Kompetenz der Beamten im Kontakt mit psychisch Erkrankten zu verbessern um damit Konfliktsituationen für beide Seiten optimaler zu gestalten. Im Unterricht wurde zunächst Sachkenntnis zu für die Polizeibeamten relevanten psychiatrischen Krankheitsbildern vermittelt, in Kleingruppenarbeit nach den Unterrichtseinheiten wurden typische Konfliktsituationen zwischen Polizeibeamten und psychisch Erkrankten nachgestellt und analysiert. In einem dritten Unterrichtsteil berichteten Psychiatrieerfahrene über ihre Erkrankung. Die teilnehmenden Polizeibeamten in der höheren Beamtenlaufbahn sind Multiplikatoren und können zu einer Verbesserung des Umgangs mit psychisch Kranken in ihren Dienststellen beitragen. Material und Methoden: An der Untersuchung nehmen insgesamt 60 berufserfahrene Polizeibeamte teil. Durch die Einteilung in Klassen fand die Studie clusterrandomisiert statt, zwei Klassen nahmen nach der ersten Befragung (T1) am Unterricht zu psychischer Erkrankung teil, 2 Klassen erhielten diesen Unterricht erst nach Ende der Untersuchung (nach T 3). Direkt vor dem Unterricht (T1), einen Woche danach (T2) und ca. ein Jahr nach dem Unterricht (T3) fanden Vergleichsuntersuchungen zu Einstellungen und Kompetenzen gegenüber psychisch Erkrankten statt. Zur Anwendung kamen speziell für die Untersuchung entwickelte und validierte Fragebögen (Wissen, Selbstwirksamkeit, Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen). Zusätzlich wurden die Einstellungen zu psychisch Kranken anhand des durch die Forschungsgruppe um Angermeyer validierten Fragebogens CAMI („Community Attitudes towards the mentally ill Inventar“) erfasst. Ergebnisse und Diskussion: In der Quantitativen Auswertung zeigen sich Unterschiede zwischen den Gruppen beim Wissenszuwachs und tendenzielle Unterschiede in der Selbstwirksamkeitserwartung, die jedoch nicht nachhaltig waren. Im Vortrag werden deshalb zusätzlich die Ergebnisse der qualitativen Auswertung vorgestellt.