Hintergrund: Die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe basiert als bundesweit erfolreiches Modell
auf der gesetzlich verpflichtenden Bildung von Landesarbeitsgemeinschaften und örtlichen
Arbeitskreisen. Das tägliche Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta konnte dabei
als evidenzbasierte Maßnahme etabliert werden und hat zu einem nachweislichen Kariesrückgang
geführt. An diesem Vorbild orientiert wurde im Ennepe-Ruhr-Kreis ein innovatives Programm
mit ganzheitlichen Ansatz in das Setting Kindertagesstätte (Kita)implementiert, das
die veränderten gesellschaftliche Bedingungen und der gestiegenen Erwartungshaltung
an den Elementarbereich berücksichtigt. Durch enge Kooperation und Partizipation,
Hilfe bei der Konzeptgestaltung und Empowerment werden Erzieher/innen befähigt, Alternativen
zu negativen Vorbildern und falschen Verhaltensweisen geben zu können, um dem gesellschaftlichen
Trend zur Fehlernährung, Bewegungsarmut, chronischer Krankheit, und Verhaltensauffälligkeit
entgegenzuwirken. Methode: Seit 2008 werden Kitas durch ein kreiseigenes Programm betreut, das gesundheitsförderliche
Maßnahmen in den 6 Modulen Zahngesundheit, Basishygiene, Bewegung, Ernährung, Sicherheit
und sozial-emotionale Kompetenz unter dem Aspekt der Alltagstauglichkeit implementiert.
Neben erlebnis-und handlungsorientierten Kinderaktionen wird die Wahrnehmung der Vorbildfunktion
von Erzieher/innen und Eltern angeregt. So werden Kinder z.B. dazu angeleitet, ein
positives Essverhalten zu erwerben, Gefühle kennen zu lernen, Körper- und Sinneserfahrungen
zu machen, Grenzen zu erleben und Gefahren zu erkennen. Ergebnis: Die enge Vorort-Kooperation zwischen dem öffentlichen Gesundheitsdienst und den Kindertagesstätten
mit der Definition von Unterstützung und Eigenverantwortlichkeit ist eine wichtige
Voraussetzung für die Umsetzung des Programms, dessen Nachhaltigkeit durch die aktive
Einbeziehung der Eltern gefördert werden soll. Am „BaukastEN“ nehmen 20 von 166 Kitas
des Ennepe-Ruhr-Kreises teil mit ca. 1200 Kinder im Alter von 0–6 Jahren. Aufgrund
der steigenden Nachfrage ist eine sukzessive Erweiterung geplant. Schlussfolgerung: Der „BaukastEN“ ist ein erfolgsversprechender, ganzheitlicher Ansatz, der von den
Erfahrungen der Gruppenprophylaxe profitiert. Die Gesundheitsföderung im Kita-Setting
wird dabei als neue Aufgabe des ÖGD aufgefasst, die durch Gründung von Arbeitskreisen
nach dem Vorbild der Gruppenprophylaxe eine erhebliche finanzielle und personelle
Verbesserung erfahren könnte.