Gesundheitswesen 2010; 72 - V46
DOI: 10.1055/s-0030-1266213

„BaukastEN“ – ganzheitliches Präventionsprogramm in Kindertagesstätten des Ennepe-Ruhr-Kreises als Aufgabe des Öffentlichen Gesundheitsdienstes

I Goddon 1, H Boschek 1
  • 1Ennepe-Ruhr-Kreis, Schwelm

Hintergrund: Die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe basiert als bundesweit erfolreiches Modell auf der gesetzlich verpflichtenden Bildung von Landesarbeitsgemeinschaften und örtlichen Arbeitskreisen. Das tägliche Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta konnte dabei als evidenzbasierte Maßnahme etabliert werden und hat zu einem nachweislichen Kariesrückgang geführt. An diesem Vorbild orientiert wurde im Ennepe-Ruhr-Kreis ein innovatives Programm mit ganzheitlichen Ansatz in das Setting Kindertagesstätte (Kita)implementiert, das die veränderten gesellschaftliche Bedingungen und der gestiegenen Erwartungshaltung an den Elementarbereich berücksichtigt. Durch enge Kooperation und Partizipation, Hilfe bei der Konzeptgestaltung und Empowerment werden Erzieher/innen befähigt, Alternativen zu negativen Vorbildern und falschen Verhaltensweisen geben zu können, um dem gesellschaftlichen Trend zur Fehlernährung, Bewegungsarmut, chronischer Krankheit, und Verhaltensauffälligkeit entgegenzuwirken. Methode: Seit 2008 werden Kitas durch ein kreiseigenes Programm betreut, das gesundheitsförderliche Maßnahmen in den 6 Modulen Zahngesundheit, Basishygiene, Bewegung, Ernährung, Sicherheit und sozial-emotionale Kompetenz unter dem Aspekt der Alltagstauglichkeit implementiert. Neben erlebnis-und handlungsorientierten Kinderaktionen wird die Wahrnehmung der Vorbildfunktion von Erzieher/innen und Eltern angeregt. So werden Kinder z.B. dazu angeleitet, ein positives Essverhalten zu erwerben, Gefühle kennen zu lernen, Körper- und Sinneserfahrungen zu machen, Grenzen zu erleben und Gefahren zu erkennen. Ergebnis: Die enge Vorort-Kooperation zwischen dem öffentlichen Gesundheitsdienst und den Kindertagesstätten mit der Definition von Unterstützung und Eigenverantwortlichkeit ist eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung des Programms, dessen Nachhaltigkeit durch die aktive Einbeziehung der Eltern gefördert werden soll. Am „BaukastEN“ nehmen 20 von 166 Kitas des Ennepe-Ruhr-Kreises teil mit ca. 1200 Kinder im Alter von 0–6 Jahren. Aufgrund der steigenden Nachfrage ist eine sukzessive Erweiterung geplant. Schlussfolgerung: Der „BaukastEN“ ist ein erfolgsversprechender, ganzheitlicher Ansatz, der von den Erfahrungen der Gruppenprophylaxe profitiert. Die Gesundheitsföderung im Kita-Setting wird dabei als neue Aufgabe des ÖGD aufgefasst, die durch Gründung von Arbeitskreisen nach dem Vorbild der Gruppenprophylaxe eine erhebliche finanzielle und personelle Verbesserung erfahren könnte.