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DOI: 10.1055/s-0030-1266272
Organisationsentwicklung in Sportvereinen in Hinblick auf Gesundheitsförderung bei Frauen in schwierigen Lebenslagen und Migrantinnen
Hintergrund: Die Förderung körperlicher Aktivität gilt als zentrale Säule der Gesundheitsförderung. Da Frauen in schwierigen Lebenslagen und Migrantinnen im mittleren Lebensalter in hohem Maße körperlich inaktiv sind, stellen sie eine bedeutsame Zielgruppe dar. Der organisierte Sport bietet sich hier aufgrund seiner Expertise und Infrastrukturen sowie seiner Funktion als Institution der sozialen Integration in besonderem Maße als Partner der Gesundheitsförderung an. Dennoch sind Migrantinnen und Frauen in schwierigen Lebenslagen in Sportvereinen deutlich unterrepräsentiert. Im Projekt „Bewegung als Investition in Gesundheit“ der Präventionsforschung des Bundes wurden in einem umfassenden Beteiligungs- und Befähigungsansatz im Setting Sportverein Frauen aus der Zielgruppe, lokale Experten und Entscheidungsträger in alle Phasen der Planung und Implementierung von verhaltens- und verhältnisorientierten Bewegungsaktivitäten einbezogen. In einem Transferprojekt wurde der BIG-Ansatz auf ein Sampling von Sportvereinen mit unterschiedlichen Strukturmerkmalen übertragen. Methoden: Bei der Studie wurde nach der Methode der partizipativen Gesundheitsforschung vorgegangen. Daten wurden über Dokumentenanalysen, teilnehmende Beobachtung und qualitative Interviews erhoben. Befragt wurden Akteure der acht beteiligten Sportvereine und lokale Experten, die eng mit den Vereinen zusammenarbeiteten sowie Vertreter des Sportverbands BLSV. Theoretische Grundlage bildet der Ansatz des Organisationalen Lernens nach Argyris/Schön. Ergebnisse: Partizipation und intersektorale Kooperation erzielt eine verbesserte Wahrnehmung und Nutzung von Gestaltungsspielräumen und Ressourcen bei betroffenen Frauen, führt aber auch zur Befähigung der Experten und Entscheidungsträger. Kompetenzgewinne zeigen sich hinsichtlich der Kenntnisse über die Sport- und Bewegungsbedürfnisse der Zielgruppenfrauen, deren Barrieren und Anforderungen an die Gestaltung von Bewegungsangeboten sowie Notwendigkeiten der Anpassung von Strukturen und Regelsystemen der Vereine. Darüber hinaus erwerben Vereine zukunftsfähige Kompetenzen: Erfahrung mit Projektarbeit und Partizipation sowie Netzwerker-Kompetenz. Der Beitrag beschreibt die ausgelösten Lernprozesse und stellt erste Ergebnisse der Studie vor. Diskussion: Dieser Beitrag zeigt auf, dass Organisationen durch Beteiligung an partizipativer Gesundheitsforschung Lernprozesse durchlaufen, die ihnen Kompetenzen für Gesundheitsförderung vermitteln. Dabei werden Chancen und Grenzen der Organisationsentwicklung in Sportvereinen aufgezeigt.