Gesundheitswesen 2010; 72 - V123
DOI: 10.1055/s-0030-1266303

Einfluss von Milch und Milchprodukten und körperlicher Aktivität auf die Knochensteifigkeit bei Kindern im Alter von 6–9 Jahren

D Herrmann 1, C Börnhorst 1, A Hebestreit 1, W Ahrens 1
  • 1Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Bremen

Hintergrund: Forschungsergebnisse zeigen positive Effekte körperlicher Aktivität (KA) aber nur einen schwachen Einfluss von Milch- und Milchprodukten (MM) auf den kindlichen Knochenstatus, erfasst mit digitalen Röntgenverfahren. In der IDEFICS-Studie wurde die Knochensteifigkeit (KS) mit quantitativer Ultrasonografie (QUS; Vorteile: keine Strahlungsbelastung, kostengünstig, transportabel) erfasst und deren Abhängigkeit von MM, KA und Kardiorespiratorischer Fitness (KRF) untersucht. Material und Methoden: In der Basiserhebung (2007–2008) wurden 16.224 2–9-jährige Kinder in 8 europäischen Ländern untersucht. In die vorliegende Analyse gehen 6–9-jährige Kinder ein. Als mögliche Einflussvariablen auf die KS (Stiffness-Index; SI), gemessen mit QUS, wurden MM (Food-Frequency Fragebogen; Verzehrhäufigkeit/Woche), KA (Accelerometer; counts/15 Sek.) und KRF (40m Sprintzeit; Sekunden) betrachtet. KA wurde in hohe (≥ geschlechtsspezifischer Median) und niedrige KA (< geschlechtsspezifischer Median) eingeteilt. Der Einfluss von MM, KA und Sprintzeit auf die KS wurde mittels multipler linearer Regression untersucht, adjustiert für Alter, Geschlecht und BMI. Ergebnisse: Der durchschnittliche SI der KS bei den Kindern betrug 79,2 (Std.±12,3), die mittlere Sprintzeit 9,2 Sek. (Std.±1,1 Sek.). MM zeigte keinen Effekt auf die KS. Demgegenüber konnte für Kinder mit hoher KA (β=2,35, p ≤0,0001) und einer niedrigen Sprintzeit (β=–1,68, p≤0,0001) eine höhere KS nachgewiesen werden, gegenüber Kindern mit niedriger KA und hohen Sprintzeit. Im Vergleich zu normalgewichtigen hatten übergewichtige (β=1,82, p=0,001) und adipöse Kinder (β=4,39, p≤0,0001) eine höhere KS, untergewichtige Kinder hingegen eine geringere KS (β=2,67, p≤0,0001). Schlussfolgerung: Der berichtete Verzehr von MM zeigte keinen nachweisbaren Einfluss auf die KS bei IDEFICS-Kindern. Ein bedeutender Effekt konnte für KA, KRF und BMI gefunden werden. Ähnliche Trends zeigen Forschungsergebnisse, die den Knochenstatus mit digitalen Röntgenverfahren erfassten. Weitere Studien sind nötig, um diese beobachteten Zusammenhänge zu unterstützen und QUS mit seinen Vorteilen für das Screening kindlicher Knochengesundheit anzubieten.