Gesundheitswesen 2010; 72 - V128
DOI: 10.1055/s-0030-1266308

Erhebung der HPV-Prävalenz und des Sexualverhaltens bei Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren: Pilotstudie zur Nutzung eines Selbstabnahme-Sets

Y Deleré 1, M Schuster 2, T Hänsel 2, E Vartazarowa 3, S Borchardt 4, I Hagemann 5, H Perlitz 6, S Reiter 2, A Schneider 3, A Kaufmann 3
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin
  • 2obert Koch-Institut, Berlin
  • 3Charité, Berlin
  • 4Praxis, Berlin
  • 5Praxis, Kiel
  • 6Praxis, Haldensleben

Hintergrund: Repräsentative HPV-Prävalenz-Daten junger Frauen aus Deutschland fehlen. In Vorbereitung einer deutschlandweiten Erhebung der HPV-Prävalenz mittels Selbstabnahme-Sets wurden HPV-Genotypisierungen von Material aus Bürstenabstrichen mit vaginalen Selbstspülungen verglichen. Methoden: Eingeschlossen wurden Frauen im Alter von 20–30 Jahren mit einem Termin zur Früherkennungsuntersuchung (Screening-Gruppe) oder in einer Dysplasiesprechstunde (Dysplasie-Gruppe). Vor dem Arzt-Termin wurden ein Selbstabnahme-Set zur vaginalen Spülung und ein Fragebogen zu demographischen Angaben, Sexualverhalten, Krankengeschichte und Akzeptanz des Selbstabnahme-Sets nach Hause geschickt. Spülprobe und ausgefüllter Fragebogen wurden vor dem Arzt-Termin zurückgeschickt. Beim Gynäkologen wurde neben der Früherkennungsuntersuchung ein Bürstenabstrich zur HPV-Analyse abgenommen. Spülprobe und Bürstenabstrich wurden nach PCR-Amplifikation mittels Luminex-Technologie durchflusszytometrisch ausgewertet (16 high-risk und 9 low-risk HPV-Genotypen). Die Übereinstimmung der Ergebnisse wurde anhand der Interrater-Reliabilität κ überprüft. Eine gute Übereinstimmung wurde bei einem κ ≥0,6 angenommen. Ergebnisse: Der Altersmedian der Teilnehmerinnen lag bei 25,6 Jahren. Vollständige Proben lagen von 165 der 239 rekrutierten Teilnehmerinnen (69%) vor. HPV positiv waren 44% von 124 Teilnehmerinnen in der Screening-Gruppe und 73% von 60 Frauen in der Dysplasie-Gruppe. Die Prävalenz der high-risk-HPV-Typen lag in der Screening-Gruppe bei 37% und in der Dysplasie-Gruppe bei 68%. Die Übereinstimmung der Testergebnisse aus Abstrich und Lavage lag bei κ=0,62 (Screening-Gruppe) bzw. κ=0,66 (Dysplasie-Gruppe). Nimmt man die Kombination der positiven Befunde aus beiden Abnahmetechniken als Goldstandard, lag die Sensitivität der Techniken bei 0,87 (Spülung) bzw. 0,74 (Abstrich) in der Screening-Gruppe und bei 0,9 für beide Techniken in der Dysplasie-Gruppe. Zur Abfrage der Akzeptanz der Selbstabnahme kreuzten alle Teilnehmerinnen auf einer 100mm langen Skala (Null-Wert=sehr einfach) im Durchschnitt bei 17 (75% lagen unter 25) bzw. 27mm (Null-Wert=komfortabel, 75% lagen unter 40). Schlussfolgerungen: Ergebnisse von HPV-Genotypisierungen aus Proben selbstdurchgeführter vaginaler Spülungen und von Bürstenabstrichen sind miteinander vergleichbar. Die Methode der Selbstabnahme ist akzeptiert, anwenderfreundlich und für eine bundesweite HPV-Prävalenzstudie einsetzbar.