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DOI: 10.1055/s-0030-1266313
Demografische Entwicklung und kleinräumige Lebenserwartung in Berlin
Einleitung: Den Prognosen zur Entwicklung des Bevölkerungsaufbaus zufolge wird zukünftig der Anteil der älteren Menschen an der Bevölkerung zunehmen, während der Anteil der jüngeren und mittleren Generation abnehmen wird. Diese Entwicklung hat in Verbindung mit der stetig steigenden Lebenserwartung Folgen für die gesundheitliche Lage der Bevölkerung und stellt Herausforderungen für die gesundheitlichen Versorgungssysteme einer Region dar. Material und Methoden: Daten der amtlichen Statistik für die Gesundheits- und Sozialberichterstattung wurden in Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung betrachtend ausgewertet sowie abgeleitete Kennzahlen zur Charakterisierung der Berliner Sozialstruktur zur Schätzung einer kleinräumigen Lebenserwartung mittels Regressionsanalyse herangezogen. Ergebnisse: Für Berlin wird eine Zunahme des Altenquotienten von 27,3% im Jahre 2007 auf 41,1% im Jahre 2030 vorhergesagt, während der Jugendquotient bei knapp 22% nahezu unverändert bleibt. Insbesondere die Anteile Hochbetagter und Langlebiger nehmen überproportional zu. Da naturgemäß Morbidität, Pflegebedürftigkeit und Mortalität mit steigendem Alter zunehmen, stellt sich angesichts der steigenden Lebenserwartung die Frage, ob die zusätzlichen Lebensjahre in Gesundheit oder aber in Krankheit und Pflegebedürftigkeit verbracht werden. Schätzungen mit der ceteris paribus-Annahme zufolge könnte die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Berlin infolge der demografischen Entwicklung bis zum Jahre 2030 um etwa 80% steigen. Die Schätzungen für die kleinräumige Lebenserwartung in der regionalen Gliederung Berlins spiegeln deutlich sozialstrukturelle Unterschiede wieder. Die Schätzung ergab Lebenserwartungsunterschiede von 2,8 Jahren bei den Frauen und von knapp 5 Jahren bei den Männern zwischen Gebieten mit günstiger und ungünstiger Sozialstruktur. Die Lebenserwartungsschätzung zeigt erwartungsgemäß eine starke Beziehung zur vorzeitigen Sterblichkeit. Diskussion und Schlussfolgerung: Die demografische Entwicklung und ihre Auswirkungen auf Gesundheitsversorgungs- und Sicherungssysteme erfordert eine engagierte präventiv orientierte Gesundheitszieledefinition für ältere Menschen in Berlin. Da sozialstrukturelle Disparitäten das Morbiditätsrisiko und damit auch die Pflegebedürftigkeit und die Lebenserwartung beeinflussen, kommt dem Abbau sozialer Ungleichheit bei diesem Prozess eine besondere Bedeutung zu.