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DOI: 10.1055/s-0030-1266316
Prävention psychischer Belastungen und Beanspruchungen bei Freelancern
Hintergrund: Die IT- und Medienbranche hat in vielerlei Hinsicht eine Vorreiterrolle für die moderne wissensorientierte Arbeit inne: Möglichkeiten der räumlichen und zeitlichen Entkopplung von Arbeit, projektförmige Tätigkeit, flexible Formen der Erwerbsbiografien, virtuelles Arbeiten sind typische Beispiele. Ergebnisse verschiedener Projekte, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung derzeit fördert, zeigen, dass diese moderne Arbeit – obgleich sie in weiten Bereichen genau das erfüllt, was die Arbeitswissenschaft immer als Bedingungen gesunder Arbeit gefordert hat – sehr starke Belastungen und Beanspruchungen mit sich bringt. Methode: Mittels einer standardisierten online-Befragung wurden Gesundheitszustand, Arbeitsemotionen, Arbeitsbedingungen und Präventionsverhalten von Freelancern und fest Angestellten Beschäftigten der IT- Und Medienbranche erhoben. Ergebnisse: Gerade Freelancer der IT- und Medienbranche zeigen deutlich stärkere körperliche und psychische Beanspruchungsfolgen als fest Angestellte. Mehr als 50% der Befragten berichteten über arbeitsbedingte psychische Probleme in der letzten 12 Monaten. Korrelationsstatistisch konnten relevante Belastungsfaktoren und Ressourcen heraus gestellt werden. Die Kohärenz der Arbeitsbedingungen und die Gratifikation spielen dabei eine wesentliche Rolle. Gleichzeitig zeigte die Befragtengruppe der diskontinuierlich Beschäftigten aber auch mehr Eustress und höhere positive Leistungsorientierung. Hier sind Kohärenz, Freiheitsgrade und Wertschätzung wichtige Ressourcen, die mit dem Auftreten positiven Stressempfindens korrelieren. Freelancer betreiben deutlich mehr selbst initiierte Prävention als Angestellte, aber durch das Netz der betrieblichen Gesundheitsförderung fallen sie hindurch: Angebote des Gesundheitsmanagements richten sich i.d.R. nur an fest Angestellte und nicht an das Netz freier Mitarbeiter. Diskussion: Entsprechend ergeben sich zentrale Forderungen an die Gesundheitsförderung in flexiblen Arbeitsstrukturen:
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Freelancer brauchen Unterstützungsstrukturen, die ihnen bei ihren Präventionsbemühungen helfen (als Pendant zur betrieblichen Gesundheitsförderung).
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Diese müssen Verhalten und Verhältnisse einschließen.
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Die Erwerbsbiografie darf nicht länger nur unabhängige Variable von Belastungen und Beanspruchungen sein, sondern wird zum expliziten Gestaltungselement der Gesundheitsförderung.