Gesundheitswesen 2010; 72 - V148
DOI: 10.1055/s-0030-1266328

Die Assoziation von depressiven Symptomen und soziökonomischen Wohnumfeldindikatoren mit Bewegungsmangel: eine populationsbezogene kleinräumige Analyse in der Stadt Dortmund

B Neuner 1, M Busch 2, J Wellmann 1, K Berger 1
  • 1Universität Münster, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Münster
  • 2Robert-Koch-Institut, Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung, Berlin

Hintergrund: Bewegungsmangel ist symptomatisch für depressive Syndrome, findet sich allerdings auch häufiger in Stadtteilen mit belastenden Wohnumfeldfaktoren [1]. Ziel der Untersuchung war es, in einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe die Assoziation von depressiven Symptomen und Wohnumfeldindikatoren mit Bewegungsmangel sowie mögliche Effektmodifikationen zu untersuchen. Methode: Querschnittsuntersuchung mit 1312 Studienteilnehmern der Dortmunder Dortmunder Gesundheitsstudie. Bewegungsmangel wurde als weniger als 30 Minuten Sport pro Woche definiert. Selbstangegebene depressive Symptome wurden mittels der „Center for Epidemiologic Studies Depression Scale“ (CES-D) bestimmt. Mittels Faktorenanalyse wurden aus routinemäßig erhobenen Sekundärdaten der Stadt Dortmund [2] vier Wohnumfeldindikatoren identifiziert: die Rate der Arbeitslosen (1), der Anteil der 14-Jährigen und Jüngeren (2), der Anteil der Verheirateten (3) und die Anzahl der privaten PKW pro Einwohner (4) zeigten jeweils die höchste Kommunalität in einer Gruppe inhaltlich ähnlicher Variablen. Mittels hierarchischer logistischer Regression wurde die Stärke der Assoziationen von Wohnumfeldindikatoren (in Quintilen) und ihrem Summenscore sowie selbstangegebenen depressiven Symptomen mit Bewegungsmangel untersucht. Ergebnisse: Das mittlere Alter der Studienpopulation betrug 53,6 Jahre und 52,8% waren Frauen. Unabhängig von Alter und Geschlecht waren die Rate der Arbeitslosen, der Anteil der 14-Jährigen und Jüngeren, die Anzahl der privaten PKW pro Einwohner und der Summenscore der Wohnumfeldindikatoren mit Bewegungsmangel assoziiert (alle p für Trend <0,05). Selbstangegebene depressive Symptome waren unabhängig von allen Wohnumfeldindikatoren und auch nach zusätzlicher Einbeziehung von Interaktionstermen mit den Wohnumfeldindikatoren mit Bewegungsmangel assoziiert (alle p<0,05). Die Interaktionsterme waren in keinem Modell signifikant. Diskussion: Individuelle depressive Symptome und Wohnumfeldindikatoren sind unabhängige Prädiktoren für Bewegungsmangel. References: [1] Dragano et al. BMC Public Health (2007); 7:255 [2] Stadt Dortmund. Berichtserstattung des Fachbereichs Statistik. http://dev.statistik.dortmund.de