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DOI: 10.1055/s-0030-1266331
Gen-Umwelt-Interaktionen bei früher Traumatisierung
Einleitung: Misshandlungen an Kindern und Jugendlichen spielen neben ihrer großen epidemiologischen und gesamtgesellschaftlichen Bedeutung eine zentrale Rolle in der Entstehung, Aufrechterhaltung und Behandlung vieler psychischer Erkrankungen, die sich erst im Erwachsenenalter manifestieren. Neben psychischen Langzeit- und Spätfolgen früher Traumatisierung zeichnen sich immer deutlicher assoziierte neurobiologische Effekte ab, die wahrscheinlich erheblich zu der erhöhten Vulnerabilität für manifeste psychische Erkrankungen im Erwachsenenalter beitragen. Zunehmend gewinnt die Analyse von Gen-Umwelt-Interaktionen an Bedeutung, da immer deutlicher wird, dass gerade bei komplexen Erkrankungen wie der Depression psychosoziale und biologische Faktoren miteinander interagieren. Methode: Probanden der prospektiven, epidemiologischen Allgemeinbevölkerungsstudie (Study of Health in Pomerania; SHIP) wurden im Rahmen der SHIP umfangreichen körperlichen Untersuchungen unterzogen. In der derzeit laufenden assoziierten, DFG-geförderten Studie SHIP-LEGENDE (Life-Events and Gene-Environment Interaction in Depression) wurden bei n=1950 Probanden kindliche Lebensbedingungen mit dem CTQ (Childhood Trauma Questionnaire), aktuelle Depressivität mit dem BDI-II (Beck-Depressions-Inventar, revidierte Form) und psychiatrische Diagnosen mit dem CIDI-Interview nach DSM-IV erfasst. Ergebnisse: Es wurden zunächst physiologisch begründbare Kandidatengene untersucht. Exemplarisch werden die Gen-Umwelt-Interaktionsanalysen zwischen dem 5-HTTLPR, dem brain-derived-neurotrophic factor (BDNF) Gen, dem corticotropin releasing hormone receptor (CRHR1) Gen und den CTQ Parametern dargestellt bezüglich depressiver Symptomatik im Erwachsenenalter dargestellt. Diskussion: Die methodischen Grundlagen der Analysen als auch die möglichen biologischen Mechanismen, die diese Interaktionen vermitteln, werden diskutiert. Abschließend wird die Frage erörtert, inwieweit eine Identifikation von Risiko- oder Resilienzgruppen in der Bevölkerung über solche Ansätze möglich ist.