Gesundheitswesen 2010; 72 - V187
DOI: 10.1055/s-0030-1266368

Die Rolle der Kapselendoskopie in der Diagnostik obskurer Dünndarmblutungen

A Wieland 1, M Perleth 1
  • 1Gemeinsamer Bundesausschuss, Berlin

Hintergrund: Im Rahmen der Nutzenbewertung der Kapselendoskopie (KE) zur Diagnostik bei obskuren Dünndarmblutungen durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) wurden aus den mittels systematischer Literaturrecherche ermittelten Publikationen die Studien ausgewählt, denen Aussagen zum diagnostischen Ertrag, zur diagnostischen Genauigkeit oder zu diagnostischen und therapeutischen Konsequenzen zu entnehmen waren. Material: Mit der Ausnahme einer randomisierten kontrollierten Studie konnten ausschließlich Fallserien ausgewertet werden, bei denen die KE und ein oder mehrere diagnostische Vergleichstests durchgeführt wurden. Nur eine Studie führte einen Vergleich mit dem als Referenzstandard anerkannten diagnostischen Verfahren (intraoperative Enteroskopie) an, so dass die diagnostische Genauigkeit errechenbar war. In den meisten Studien wurde über den so genannten diagnostischen Ertrag (diagnostic yield) berichtet, bei dem die Anzahl (und Übereinstimmung) der Befunde der KE und der Vergleichstests dargestellt wird. Wenn möglich wurden den Studien Angaben zu diagnostischen oder therapeutischen Konsequenzen sowie zum Outcome entnommen. Ergebnisse: Die Qualität der Studien war insgesamt sehr heterogen, nur eine Studie wies keine methodischen Mängel auf. Daten aus 20 der 23 Studien berichteten über den so genannten diagnostischen Ertrag der KE. Rund 61% der Befunde der KE konnten auch in den Vergleichstests identifiziert werden, die Übereinstimmung nach der Art der Befunde war hoch. Die Ergebnisse zur diagnostischen Genauigkeit entstammen im Wesentlichen einer einzigen methodisch hochwertigen Studie. Diese zeigt eine hohe Sensitivität (97%) bei einer Spezifität von 75%. Aufgrund der heterogenen Studiendesigns und Mängeln in der Berichtsqualität sind generelle Aussagen zum patientenrelevanten Nutzen nur eingeschränkt möglich. In zehn Studien wird über eine Nachbeobachtung der Patienten berichtet. Eine Studie macht Angaben zum therapeutischen Impact der KE. Diskussion: Insgesamt zeigen sich in den Studien konsistente Ergebnisse. Die KE zeigt eine hohe Sensitivität bei mittelmäßiger Spezifität und führt bei Patienten mit Dünndarmblutungen zu relevanten diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen.