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DOI: 10.1055/s-0030-1266377
Evaluation von nationalen Gesundheitszielen am Beispiel „Tabakkonsum reduzieren“
Hintergrund: Im Kooperationsverbund gesundheitsziele.de haben sich alle relevanten Akteure des Gesundheitswesens zusammengefunden, um Gesundheitsziele (GZ) für Deutschland zu entwickeln und umzusetzen. Die Auswahl der Ziele erfolgt anhand eines wissenschaftlichen Kriterienkatalogs und mittels Einschätzung der gesundheitspolitischen Machbarkeit und Priorisierung aus der Sicht der beteiligten Akteure. Ziele und Maßnahmen werden im Konsens entwickelt. Sie gründen sich auf eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme für Deutschland und die verfügbare Evidenz für die Umsetzung. Zur Überprüfung der Zielerreichung werden Evaluationskonzepte entwickelt und umgesetzt. 2003 wurde das GZ „Tabakkonsum kontrollieren“ verabschiedet. In 2006 wurde ein Evaluationskonzept für die prioritären Ziele (Basismaßnahmen): (1) Tabaksteuererhöhungen, (2) vollständiges Verbot direkter und indirekter Tabakwerbung, (3) Schutz vor Passivrauchen, (4) Förderung des Ausstiegs aus der Tabakabhängigkeit und (5) Maßnahmen zur Verhinderung des Einstiegs in das Rauchen, publiziert und in 2009 umgesetzt. Methodik: Die Basismaßnahmen wurden mit messbaren Indikatoren hinterlegt; es wurden für Deutschland repräsentative Datenquellen identifiziert, die eine Überprüfung der Zielerreichung im Zeitverlauf ermöglichen. Dies sind u.a. die Daten aus dem Gesundheitsmonitoring des RKI, der Effizienzkontrolluntersuchungen der BZgA, Studiendaten des IFT, Marktdaten und Übersichten über strukturelle, gesetzgeberische Maßnahmen (DKFZ). Ergebnisse: Zwischen 2001 und 2008 ist der Anteil 12–17-jähriger Raucher/innen von 27,5% auf spektakuläre 15,4% gesunken (nie geraucht: 40,5% auf 60,6%). Bei den 18–25-Jährigen sind keine Änderungen zu verzeichnen und bei den 25–69-Jährigen ergibt sich nur ein geringer Rückgang von 2–3%. Die sinkenden Trends werden auf (1) Tabaksteuererhöhungen und Preissteigerungen, (2) Einschränkungen der Tabakwerbung, (3) Schutz vor Passivrauchen (Arbeitsplatz, Schulen, Behörden, Gastronomie), (4) ein gestiegenes Angebot bzw. Nachfrage nach Entwöhnungsmaßnahmen und (5) auf die Wirkungen massenmediale Maßnahmen und Kampagnen zur Verhinderung des Einstiegs in das Rauchen zurückgeführt. Schlussfolgerungen: Sollen die beobachteten Trends erhalten bleiben, ist die Fortsetzung intensiver struktureller als auch verhaltensbezogener Maßnahmen der Tabakkontrollpolitik in Deutschland dringend geboten.
 
    