Gesundheitswesen 2010; 72 - V237
DOI: 10.1055/s-0030-1266429

Bürger- und Patientenorientierung im Gesundheitswesen, Ausgewählte Ergebnisse des Telefonischen Gesundheitssurveys (2006) des Robert Koch-Instituts (RKI)

K Horch 1, L Ryl 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Einleitung: Bürgerorientierte Reformen des Gesundheitswesens werden auf internationaler und nationaler Ebene bereits seit Jahren als ein wesentlicher Beitrag zu mehr Wirtschaftlichkeit, Qualität und Bedarfsgerechtigkeit angesehen. Die Daten des telefonischen Gesundheitssurveys 2006 des Robert Koch-Instituts werden hinsichtlich ausgewählter Indikatoren ausgewertet, die der Beschreibung von angestrebten Zielbereichen dienen können (Transparenz erhöhen, Kompetenz entwickeln, Patientenrechte stärken und Beschwerdemanagement verbessern). Methoden: Indikatoren, die einen Beitrag zur Beschreibung des gesundheitspolitischen Prozesses einer Bürger- und Patientenorientierung im Gesundheitswesen leisten können, wurden im telefonischen Gesundheitssurvey 2006 über Fragen nach der Bekanntheit der Patientenrechte, zur Einschätzung, diese Rechte auch wahrnehmen zu können, zu Beschwerden über ärztliche Behandlungen sowie nach der Informiertheit in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens erhoben. Die Analyse der für die Wohnbevölkerung in Deutschland repräsentativen Daten betrachtet Angaben in den genannten Bereichen in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und Region (alte vs. neue Bundesländer) sowie vom sozioökonomischen Status der Befragten. Ergebnisse: Die Mehrheit der Patientenrechte ist den Befragten bekannt. Knapp die Hälfte der Befragten schätzt die Möglichkeit, Patientenrechte wahrzunehmen als gut ein. Über eine ärztliche Behandlung hat sich weniger als die Hälfte der Befragten schon einmal beschwert. Im Altersverlauf wird deutlich, dass vor allem Personen der mittleren Altersgruppe (40–64 Jahre) von diesem Recht Gebrauch machen. Die Befragten fühlen sich eher schlecht informiert in Bereichen wie Kosten (Männer), Vorbeugen gegen Krankheiten (Region West) oder die Qualität von Ärzten und Krankenhäusern (oberer Sozialstatus). Diskussion und Schlussfolgerungen: Die vorliegenden Auswertungen geben Anhaltspunkte dafür, dass auch die Inhalte einer Bürger- und Patientenorientierung im Gesundheitswesen und deren Vermittlung auf die Bedarfslage verschiedener Bevölkerungsgruppen ausgerichtet werden sollten.