Gesundheitswesen 2010; 72 - V267
DOI: 10.1055/s-0030-1266469

Komorbidität und Krankheitslast bei Personen mit selbstberichteter Osteoporose-Diagnose: Ergebnisse der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell 2009 (GEDA 2009) des Robert Koch-Instituts

J Fuchs 1, C Lange 1, C Scheidt-Nave 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Einleitung/Hintergrund: Osteoporose bezeichnet einen mit dem Alter zunehmenden kritischen Abbau von Knochenmasse und Knochenfeinstruktur, der zu einem erhöhten Frakturrisiko beiträgt. Bevölkerungsrepräsentative Analysen zu Art, Umfang und Relevanz von Komorbiditäten bei Osteoporose liegen bislang nicht vor. Material und Methoden: In dem telefonischen Gesundheitssurvey GEDA 2009 wurde eine repräsentative Stichprobe der in Deutschland lebenden Wohnbevölkerung ab 18 Jahren (N=21262) zu Erkrankungen und Beschwerden befragt. Ab 50-Jährige wurden nach dem Vorliegen einer Osteoporose gefragt (N=9820). Die dargestellten Ergebnisse zur Komorbidität beziehen sich auf die letzten 12 Monate bzw. aktuelle Einschränkungen; bei Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebserkrankungen wurden Lebenszeitdiagnosen verwendet. Personen mit und ohne Osteoporose wurden im Hinblick auf Gesundheitsstatus und Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems verglichen. Ergebnisse: Die Osteoporose-12-Monatsprävalenz steigt von 7,7% (Frauen) bzw. 4,1% (Männer) bei den 50–64-Jährigen auf 21,1% (Frauen) bzw. 4,7% (Männer) bei über 64-Jährigen. Personen mit Osteoporose weisen mehr gleichzeitig bestehende Erkrankungen bzw. Beschwerden auf als Personen ohne Osteoporose (Frauen 4,3 vs. 2,6; Männer 4,5 vs. 2,4). Die häufigsten gleichzeitig mit Osteoporose bestehenden Erkrankungen/Gesundheitsprobleme sind Rückenschmerzen (Frauen: 85%, Männer: 84%), Arthrose (Frauen: 67%, Männer: 63%) Hypertonie (Männer: 54%, Frauen: 50%) und Hypercholesterinämie (Frauen: 48%, Männer: 45%). In logistischen Regressionsanalysen (unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Bildung und anderen Erkrankungen/Gesundheitsproblemen) zeigen sich Arthrose, Rückenschmerzen, entzündliche Arthritiden, Herzinfarkte, Depressionen, Schlaganfälle und Krebserkrankungen mit Osteoporose assoziiert. Personen mit Osteoporose schätzen ihren Gesundheitszustand signifikant schlechter ein, haben häufiger chronische Erkrankungen (OR 1,87) und sind durch Krankheit in der Ausübung ihren alltäglichen Tätigkeiten erheblich eingeschränkt (OR 2,35). Zudem gehen sie häufiger zum Arzt und verbringen mehr Nächte im Krankenhaus. Diskussion/Schlussfolgerungen: Komorbiditäten sind bei Frauen und Männern mit Osteoporose häufig und vergleichbar. Inwieweit sie zur Krankheitslast im Zusammenhang mit Osteoporose beitragen, muss vertiefend analysiert werden. Zur differenzierteren Einschätzung der Krankheitslast in zukünftigen Erhebungen zur Osteoporose sollten auch Informationen zu Frakturereignissen erfasst werden.