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DOI: 10.1055/s-0030-1266520
Psychosoziale Belastungen, Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität: Ergebnisse des Soziamedizinischen Panels für Erwerbspersonen
Hintergrund: Aktuelle Arbeiten haben ungünstige Effekte beruflicher Gratifikationskrisen für die Arbeitsfähigkeit abhängig beschäftigter Personen angedeutet. Das Modell geht davon aus, dass fehlende Reziprozität in der Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch ein erlebtes Ungleichgewicht von Verausgabung und Belohnung negative Beanspruchungsreaktionen zur Folge hat. Für einen möglichen Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit liegen bislang allerdings nur Ergebnisse aus Querschnittsstudien vor. Methoden: Die Datenbasis für die Untersuchung bildeten Erhebungsdaten der ersten und zweiten Welle des Sozialmedizinischen Panels für Erwerbspersonen (SPE). Die Arbeitsfähigkeit der Befragten wurde in beiden Wellen mit dem Work Ability Index (WAI) erfasst. Die multivariaten Analysen berücksichtigten Ausgangswerte, soziodemografische Daten, sozioökonomischen Status und soziale Einbindung, Gesundheitsverhalten, körperliche Beanspruchung und die Indikatoren des Anforderungs-Kontroll-Modells als Kovariaten. Ergebnisse: Die Analysen berücksichtigen 596 ganztags erwerbstätige Personen mit vollständigen Werten in beiden Wellen. Das mittlere Alter der eingeschlossenen Personen betrug 45,7 (SD=7,6) Jahre. 67,3% der Personen waren männlich. Psychosoziale Beanspruchungen durch ein erlebtes Ungleichgewicht von Verausgabung und Belohnung gingen mit einer reduzierten Arbeitsfähigkeit in der zweiten Welle einher (b=–1,109; 95%-KI: –2,215 bis –0,002; p=0,050). Vergleichbare Effekte zeigten sich auch hinsichtlich der mit dem SF-36 erfassten gesundheitsbezogenen Lebensqualität (Psychisches Wohlbefinden: b=–4,290; 95%-KI: –7,576 bis –1,004; p=0,011; Körperliche Funktionsfähigkeit b=–4,174; 95%-KI: –6,912 bis –1,437; p=0,003). Schlussfolgerung: Mit den vorgestellten Ergebnissen liegen erstmals Befunde vor, die einen Zusammenhang zwischen beruflichen Gratifikationskrisen und Arbeitsfähigkeit auch im Längsschnitt bestätigen.