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DOI: 10.1055/s-0030-1266521
Systematischer Review zu psychosozialer Belastung am Arbeitsplatz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Fragestellung: Es existieren verschiedene Modelle zur Erklärung und Beschreibung psychosozialer Belastung am Arbeitsplatz, z.B. das Effort-Reward-Modell (ERI) nach Siegrist und das Demand-Control-Modell nach Karasek, die bereits in zahlreichen Studien hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Gesundheit untersucht wurden. Mit einer systematischen Übersichtsarbeit soll die Evidenz für den Zusammenhang zwischen psychosozialem Stress am Arbeitsplatz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen überprüft werden. Methoden: Die systematische Literatursuche erfolgte u.a. in den Datenbanken Medline und Embase für den Zeitraum zwischen 1977 und 2008 mit a priori definierten Suchbegriffen. Folgende Einschlusskriterien lagen der Auswahl der zu bewertenden Volltexte zugrunde: Kohortendesign, individuell erhobener Arbeitsstress, inzidente Erkrankungen (Hypertonie, Schlaganfall, koronare Herzerkrankungen). Qualität und Evidenz der Studien werden durch zwei unabhängige Reviewer mit einer modifizierten SIGN-Checkliste (Scottish Intercollegiate Guidelines Network) beurteilt; bei Divergenz wird ein dritter Reviewer zur Konsensfindung hinzugezogen. Ergebnisse: Ein Großteil der publizierten Arbeiten sind Fall-Kontroll- oder Querschnittsstudien; viele erheben Stress ausschließlich mit einer Job-Exposure-Matrix oder befassen sich mit Patienten mit Vorerkrankungen. Aus insgesamt 1566 Literaturstellen wurden somit nur 25 Volltexte ausgewählt, die den Einschlusskriterien entsprachen. Keine der Studien basierte auf Fremdeinschätzungsinstrumenten, sondern ausschließlich auf Selbstangaben der Teilnehmer. Die eingeschlossenen Studien werden anhand der SIGN-Liste hinsichtlich ihrer Qualität bewertet. In 15 Fällen wurde psychosoziale Belastung am Arbeitsplatz mit dem Demand-Control-Modell von Karasek (oder daran angelehnt) erfasst, in drei Fällen entsprechend dem ERI-Fragebogen, in einer Studie mit beiden Modellen und in den restlichen Studien durch andere Erhebungsinstrumente. Die Mehrheit untersuchte koronare Herzerkrankungen (N=15), acht Studien Herz-Kreislauf-Krankheiten und zwei Studien Hypertonie als Endpunkt. Ausblick: Nach Analyse der 25 Studien sowie einer Recherche der seit August 2008 erschienenen Publikationen wird die Evidenz für eine Assoziation zwischen den verschiedenen Modellen zur Stresserhebung und den verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammengefasst und diskutiert. Dabei sollen auch besonders vulnerable Subgruppen (z.B. bestimmte Alters- oder Berufsgruppen) identifiziert werden. Die Bedeutung der Ergebnisse für die betriebsärztliche Beratung und Prävention wird diskutiert.