Gesundheitswesen 2010; 72 - P23
DOI: 10.1055/s-0030-1266531

Veränderungsmotivation bei männlichen Risikokonsumenten mit Rauschkonsum und ihr Risiko einer Alkoholabhängigkeit

B Gaertner 1, J Freyer-Adam 1, H Rumpf 2, U John 1, U Hapke 3
  • 1Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald
  • 2Universität zu Lübeck, Lübeck
  • 3Robert Koch-Institut, Berlin

Ziel: Untersuchung der Veränderungsmotivation des Trinkverhaltens und der Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit innerhalb der nächsten 12 Monate zwischen Personen mit ausschließlichem Risikokonsum (R), ausschließlichem Rauschkonsum (RA) und sowohl Risiko- als auch Rauschkonsum (R+RA). Methode: Die Stichprobe umfasste 425 konsekutiv aufgenommene, männliche Allgemeinkrankenhauspatienten mit R, RA oder R+RA. Männer mit einer alkoholbezogenen Störung wurden von den Analysen ausgeschlossen. Eine Nachbefragung erfolgte 12 Monate später. Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Erstbefragung ergaben sich in multinomialen Regressionen unter Kontrolle des Alters Unterschiede zwischen Personen mit R, RA und R+RA. Personen mit R+RA hatten im Vergleich zu denjenigen mit RA oder R eine höhere Chance bereits etwas an ihrem Trinkverhalten zu verändern (OR=2,29; KI: 1,21–4,34 bzw. OR=2,11; KI: 1,15–3,86). Zur Nachbefragung hatten Personen mit R+RA im Vergleich zu denen mit R ein höheres Risiko alkoholabhängig nach DSM-IV zu sein (OR=4,73; KI: 1,01–22,20). Schlussfolgerungen: Allgemeinkrankenhauspatienten mit R+RA zeigten im Vergleich zu denjenigen mit R oder RA eine höhere Motivation ihr Trinkverhalten zu verändern und ein höheres Risiko innerhalb der nächsten 12 Monate eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln. Alkoholkurzinterventionen sollten nach dem persönlichen Veränderungsmotivationsstadium und der Art problematischen Alkoholkonsums individualisiert werden. Die Effektivität solcher Maßnahmen muss allerdings weiter geklärt werden.