Gesundheitswesen 2010; 72 - P26
DOI: 10.1055/s-0030-1266534

Determinanten der Teilnahme am Zervixkarzinomscreening – ein systematischer Review

B Borutta 1, M Dreier 1, E Bitzer 2, H Dörning 1, S Kramer 1, C Krauth 1, U Schlanstedt-Jahn 1, J Töppich 3, U Walter 1
  • 1Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule, Hannover
  • 2Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule, Freiburg
  • 3Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln

Hintergrund: In Deutschland ist die jährliche Früherkennung auf Gebärmutterhalskrebs seit 1971 Bestandteil des Leistungskatalogs der GKV. Frauen ab einem Alter von 20 Jahren können einmal jährlich einen Pap-Test in Anspruch nehmen. Die jährliche Teilnahmequote liegt bei rund 50%. Ziel der Studie ist die Darstellung soziodemografischer, psychosozialer, verhaltensbezogener und medizinischer Faktoren, die mit einer höheren bzw. niedrigeren Inanspruchnahme assoziiert sind. Methoden: Neben einer systematischen Datenbankrecherche wird eine Handsuche nach deutsch- und englischsprachigen Studien ab dem Jahr 1999 durchgeführt. Publikationen werden stufenweise von zwei unabhängigen Reviewern gesichtet. Studien ohne multivariate Verfahren zur Kontrolle von Confounding werden ausgeschlossen, ebenso Studien mit ausschließlich Hochrisikogruppen oder ethnischen Minderheiten. Es wird eine Qualitätsbewertung sowie eine qualitative Datensynthese vorgenommen. Eine positive/negative Assoziation liegt vor, wenn die Mehrheit (mind. 3) der Studien einen Zusammenhang (p<0,05) findet. Ergebnisse: Es werden ein HTA Bericht aus Großbritannien sowie 23 Primärstudien aus den USA, Kanada und Europa identifiziert, darunter keine aus Deutschland. Die Studien sind hinsichtlich Studienpopulation, Outcome und Determinanten der Inanspruchnahme äußerst heterogen. Der Großteil der Studien (n=20) sind Querschnittstudien. Mit einer höheren Inanspruchnahme des Zervixkarzinomscreenings assoziiert sind die Faktoren Familienstand „verheiratet“, höheres Einkommen sowie Teilnahme an weiteren Krebsfrüherkennungsuntersuchungen. Es liegen Hinweise für einen Zusammenhang von zeitlichen/ökonomischen Barrieren sowie der ärztlichen Teilnahmeempfehlung mit einer niedrigeren Inanspruchnahme vor. Es gibt Hinweise, dass die Angst vor der Untersuchung sowie der BMI nicht mit der Inanspruchnahme assoziiert sind. Für weitere soziodemografische, medizinische und Lebensstil-Faktoren liegen keine einheitlichen Ergebnisse vor. Zwischen dem Faktor Rauchen und der Inanspruchnahme konnte keine Assoziation gefunden werden. Schlussfolgerungen: Multivariate Analysen zu Determinanten der Inanspruchnahme bilden die Grundlage zur Entwicklung zielgerichteter Maßnahmen zur Erhöhung der informierten Entscheidung/Inanspruchnahme. Für Deutschland fehlen diese Daten bislang, internationale Studienergebnisse sind nur eingeschränkt übertragbar.