Gesundheitswesen 2010; 72 - P37
DOI: 10.1055/s-0030-1266545

Die Evaluation des Schulprojekts „Verrückt? Na und!“ – Prävention und Förderung der psychischen Gesundheit in der Schule

I Conrad 1, D Heider 2, S Riedel-Heller 2
  • 1Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig
  • 2Universität Leipzig, Leipzig

Anliegen: Evaluation der gesundheitsfördernden und stigmareduzierenden Wirkung des eintägigen Schulprojekts „Verrückt? Na und!“. Methode: Grundlage bildete ein quasi-experimentelles Längsschnittdesign mit Interventionsgruppe (IG) (n=120) und Kontrollgruppe (KG) (n=90) und einer Erhebung zu drei Messzeitpunkten (etwa eine Woche vor Durchführung des Schulprojekts, unmittelbar danach und etwa 3 Monate später). Es wurden Schüler der Jahrgänge 9 und 10 zu Selbstwirksamkeit, Hilfesuchverhalten und Sozialer Distanz (SD) gegenüber psychisch kranken Menschen befragt. Zusätzlich wurden beteiligte Lehrer und Multiplikatoren befragt. Ergebnisse: Die Ergebnisse hinsichtlich des Hilfesuchverhaltens zeigen, dass im Falle einer seelischen Krise gleichaltrige Freunde an erster Stelle stehen. Im Zeitverlauf zeigte sich differenziert für KG und IG, dass zum Zeitpunkt 1 der Befragung lediglich 5,2% der IG (KG: 7,4%) mit einem Lehrer reden würden, wenn sie psychische Probleme hätten, zum Zeitpunkt 2 waren es 10,6% der IG (KG: 0%) und nach drei Monaten 17,9% der IG (KG: 0%). Hinsichtlich der SD konnte ein kurzzeitiger positiver Effekt des Projekts in der IG nachgewiesen werden. Es konnte kein Effekt des Projekts auf die allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung der Schüler der IG nachgewiesen werden. Schlussfolgerung: Jugendliche Betroffene können Gleichaltrigen Mut machen, einer seelischen Krise mit weniger Ängsten und Vorurteilen zu begegnen. Allerdings sind diese Effekte nur von kurzer Dauer, so dass umfassendere und längerfristige Präventionsmaßnahmen notwendig sind. Hinsichtlich des Hilfesuchverhaltens zeigt die Evaluation, dass Peers und der innerfamiliäre Kreis die entscheidenden Ansprechpartner im Falle einer seelischen Krise sind.