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DOI: 10.1055/s-0030-1266567
Schmerz und seine Determinanten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS)
Hintergrund: Schmerz ist ein auch bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitetes Problem. Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) erlauben nicht nur, die altersgruppen- und geschlechtsspezifische Verbreitung dieses Problems zu beschreiben, sondern auch, die mit den Schmerzen assoziierten Faktoren darzustellen. Material und Methoden: In KiGGS wurden repräsentative Daten zu Schmerzen bei 14.836 Kindern und Jugendlichen im Alter von 3–17 Jahren in Deutschland (Selbstangaben bei 11- bis 17-Jährigen, Elternangaben bei 3- bis 10-Jährigen) erhoben. Schmerzprävalenzen mit zugehörigen 95%-Konfidenzintervallen wurden differenziert nach Häufigkeit und Lokalisation mit Analyseverfahren für komplexe Stichproben berechnet sowie mittels logistischer Regressionsanalyse der Zusammenhang zwischen Schmerzen und soziodemografischen Faktoren analysiert. Ergebnisse: Die 3-Monats-Prävalenz von Schmerzen betrug 71% (95% Konfidenzintervall 70%-72%) (Mädchen 75%, Jungen 67%), wiederkehrende Schmerzen gaben 47% (46%-48%) (Mädchen 55%, Jungen 40%) der Befragten an. Schmerzen an mehreren Lokalisationen wurden von 55% (54%-56%) (Mädchen 61%, Jungen 49%) und wiederkehrende Schmerzen an mehreren Lokalisationen von 27% (26% –28%) (Mädchen 35%, Jungen 20%) berichtet. Kopf- und Bauchschmerzen wurden sowohl allgemein (44%, 41%) als auch als wiederkehrende (23%, 20%) und als Hauptschmerzen (20%, 15%) am häufigsten genannt. Zwei Drittel der 14- bis 17-jährigen Mädchen litten unter Menstruationsschmerzen. Lediglich jeder Zehnte der von wiederkehrenden Hauptschmerzen Betroffenen gab an, „oft“ oder „immer“ Medikamente gegen Schmerzen zu nehmen oder einen Arzt zu konsultieren. Schmerzen waren mit höherem Alter (OR14–17=3,2), weiblichem Geschlecht (OR=1,5), schlechterem Gesundheitszustand (OR=2,5) und Wohnen in Städten (OR=1,3) assoziiert. Diese Assoziationen zeigten sich auch bei wiederkehrenden und bei Schmerzen an multiplen Lokalisationen. Diskussion: Die KiGGS-Daten belegen die hohe Public-Health-Relevanz von Schmerzen im Kindes- und Jugendalter. Die Analyse der Daten liefert Hinweise auf Schmerzursachen und zeigt damit Präventionspotentiale auf. Die Ergebnisse zur Inanspruchnahme medizinischer Leistungen bei Kindern und Jugendlichen mit Schmerzen lassen eine mögliche Fehlversorgung vermuten und betonen die Notwendigkeit weiterer versorgungsepidemiologischer Studien.