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DOI: 10.1055/s-0030-1266569
Inzidenztrend des Typ 1-Diabetes mellitus bei Kindern in Nordrhein-Westfalen über zwei Dekaden
Einleitung/Hintergrund: Eine wichtige Voraussetzung zur validen Schätzung des Inzidenztrends einer Erkrankung ist eine hinreichend lange Beobachtungsdauer. Ziel der Studie war eine Trendanalyse der Inzidenz des Typ 1-Diabetes bei Kindern im Alter von 0–14 Jahren basierend auf Daten aus NRW über zwei Dekaden. Material und Methoden: Die Analyse nutzt Daten des NRW-Diabetes-Registers, das Typ 1-Diabetesneuerkrankungen mit drei Datenquellen erfasst: prospektives klinikbasiertes Surveillancesystem ESPED, jährliche Befragungen von Praxen sowie die computerbasierte DPV-Dokumentation. Die Studienregion umfasst 7 Kreise des Regierungsbezirks Düsseldorf mit einer durchschnittlichen Risikopopulation von etwa 389.000 Kindern im Alter von 0–14 Jahren im Studienzeitraum 1987–2008. Die Erfassungsvollständigkeit wurde mit der Capture-Recapture-Methode geschätzt. Inzidenzen pro 100.000 Personenjahre (95%-KI) wurden unter Poisson-Verteilungsannahme geschätzt. Trendanalysen wurden mithilfe von Poisson-Regressionsmodellen durchgeführt. Ergebnisse: Im Zeitraum 1987–2008 wurden insgesamt 1.478 neu an Typ 1-Diabetes erkrankte Kinder im Alter von 0–14 Jahren dokumentiert (783 Jungen, 695Mädchen). Die Erfassungsvollständigkeit lag bei 94,5%. Die Inzidenzrate wurde auf 17,2 (16,4–18,1) geschätzt. Die Inzidenzrate bei Jungen lag etwas höher als bei Mädchen (17,9 vs. 16,6, p=0,161). Die Inzidenz stieg mit dem Alter signifikant an (0–4, 5–9, 10–14 Jahre: 11,7, 19,1, 20,9, p<0,001). Der durchschnittliche jährliche Inzidenzanstieg betrug 3,4% (2,6%-4,3%), jahresweise korrigiert für die Erfassungsvollständigkeit 2,7% (1,8%-3,5%). Insgesamt gab es keine signifikanten Unterschiede im erfassungskorrigierten Inzidenztrend zwischen Jungen und Mädchen (2,5% vs. 2,8%, p=0,767) bzw. zwischen den Altersgruppen (0–4, 5–9, 10–14 Jahre: 3,3%, 2,9%, 2,1%, p=0,489). Die altersspezifischen Trends bei Mädchen waren jedoch tendenziell unterschiedlich (p=0,063) im Gegensatz zu den altersspezifischen Trends bei Jungen (p=0,522). Diskussion/Schlussfolgerungen: Diese Trendanalyse über den Zeitraum von 22 Jahren bestätigt den kontinuierlichen Inzidenzanstieg des Typ 1-Diabetes. Angesichts des ansteigenden Trends und der zu erwartenden Diabeteskomplikationen gewinnt die Diabeteserkrankung im Kindesalter zunehmend an Bedeutung im Gesundheitssystem. Die Arbeit wurde unterstützt durch das „Kompetenznetz Diabetes mellitus“, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 01GI0802).