Gesundheitswesen 2010; 72 - P93
DOI: 10.1055/s-0030-1266600

Komedikation bei Diabetes mellitus im zeitlichen Vergleich

J Küpper-Nybelen 1, I Köster 1, P Ihle 1, I Schubert 1
  • 1PMV Forschungsgruppe, Köln

Einleitung: Diabetespatienten weisen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen auf. Deshalb sollte neben der Therapie zur Senkung des Blutzuckers besonderes Augenmerk auf die Beeinflussung der Risikofaktoren für Herz-Kreislaufereignisse gerichtet werden. Ziel dieser Studie ist es, die medikamentöse Herz-Kreislauftherapie von Diabetespatienten im Vergleich der Jahre 2001 und 2007 zu beobachten. Material und Methoden: Datenbasis: Versichertenstichprobe AOK Hessen/KV Hessen (18,75% Zufallsstichprobe aus 1,9 Millionen Versicherten der AOK Hessen). Studienpopulation: 2001: n=28.515, 2007: n=30.870. Einschlusskriterien: Patienten mit a) Diagnose „Diabetes mellitus“ (ICD-10: E10-E14, O24) in drei von vier Quartalen der Beobachtungsjahre oder b) mindestens zwei Antidiabetika-Verordnungen (ATC: A10) oder c) bei Einmalverordnung zusätzlich Dokumentation einer Blutzuckeruntersuchung bzw. HbA1c-Messung. Komedikation: Thrombozytenaggregationshemmer (TAH), Betablocker, ACE-Hemmer, Statine, jeweils mit Anzahl der Tagesdosen (DDD). Verordnungsprävalenzen und -mengen des Jahres 2007 wurden auf die Alters- und Geschlechtsverteilung der Diabetiker des Jahres 2001 standardisiert. Ergebnisse: Im Jahr 2007 erhielten 63% der Diabetiker ACE-Hemmer (+27% im Vergleich zu 2001), 46% Betablocker (+50%), 29% Statine (+104%) und 18% TAH (-26%). Bei den Frauen war im Vergleich zu den Männern insbesondere bei der Behandlung mit Betablockern eine höhere Prävalenz und eine größere Zunahme zwischen den Jahren zu beobachten (49% vs. 42%, +62% vs. +36%). Jüngere Diabetiker (50–69 Jahre) erhielten 2007 im Vergleich zu 2001häufiger ACE-Hemmer (68%, +41%), über 79Jährige erhielten häufiger Betablocker (45%, +113%). Die Behandlungsdauer/-intensität mit ACE-Hemmern und Statinen nahm zwischen 2001 und 2007 deutlich zu. Im Jahr 2007 wurden pro Empfänger durchschnittlich 511 Tagesdosen ACE-Hemmer (+46%) und 440 Tagesdosen Statine (+49%) verordnet, wobei Männer etwas mehr DDD als Frauen erhielten (2007 ACE-Hemmer: 522 DDD vs. 502 DDD, Statine: 457 DDD vs. 424 DDD). Schlussfolgerung: Prävention und Behandlung kardiovaskulärer Ereignisse haben 2007 gegenüber 2001 deutlich mehr Aufmerksamkeit erhalten. Hierzu haben sicher die DMP und Fortbildungen zu den Leitlinienempfehlungen beigetragen. Ob die Therapieziele erreicht werden, bedarf weiterer Untersuchungen.