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DOI: 10.1055/s-0030-1266603
Versorgungsstrukturen und -ergebnisse in ambulant betreuten Wohngemeinschaften für pflegebedürftige Menschen – Ergebnisse der Berliner DeWeGE-Studie
Einleitung: Ambulant betreute Wohngemeinschaften (WG) für Menschen mit Demenz haben als Alternative zur stationären Versorgung besonders in Berlin seit den 80er Jahren stark zugenommen. Bisher liegen jedoch nur wenige Erkenntnisse zu Versorgungsergebnissen, Versorgungsverläufen, Angebots- und Bewohnerstrukturen vor. Methoden: Die Studie beinhaltet eine Quer- (QS) und eine Längsschnitterhebung (LS). Im QS wurden mittels einer standardisierten, schriftlichen Befragung zum Stichtag 30.1.2009 Informationen von allen in WG tätigen Pflegediensten im Land Berlin u.a. zur Bewohnerschaft (z.B. Alltagskompetenzen, Neuropsychiatrische Symptome), zur baulichen Ausstattung der WG sowie zur Beteiligung Freiwilliger und anderen Berufsgruppen an der Versorgung in der WG, erbeten. In gleicher Weise wurden Angaben von allen Spezialwohnbereichen für Menschen mit Demenz (SWB) in Berlin erhoben. Im LS werden neu in WG bzw. SWB einziehende Demenzerkrankte (MMSE <24) über ein Jahr begleitet. Die Hauptzielkriterien im LS sind körperliche Funktionsfähigkeit (Barthel-Index) und nicht-kognitive Symptome der Demenz (NPI), zudem wurden eine Vielzahl weiterer psychosozialer, physischer sowie soziodemografischer Parameter erfasst. Ergebnisse: Von den 572 im QS teilnehmenden WG-Bewohner/innen sind 76,6% weiblich, ihr Durchschnittsalter beträgt 79,4 Jahre. 78,6% sind demenzerkrankt. Ca. drei Viertel benötigen Hilfe bei den basalen Alltagstätigkeiten. Sowohl die Prävalenz (53,9% vs. 74,2%), als auch die Anzahl der gleichzeitig auftretenden nicht-kognitiven Symptome (Median: 1 vs. 2) sind verglichen mit der SWB-Bewohnerschaft niedriger. Im LS wurden n=56 Personen (76,8% Frauen, Durchschnittsalter: 82,5 Jahren) eingeschlossen und n=33 Personen über den gesamten Untersuchungszeitraum nachverfolgt. Im zeitlichen Verlauf ist eine deutliche Verschlechterung der kognitiven und funktionalen Leistungsfähigkeiten feststellbar. Die Prävalenz neuropsychiatrischer Symptome nimmt hingegen ab, Bei der erfassten Lebensqualität (Qualidem) zeigen sich im Vergleich bessere Werte in den WG. Diskussion: Das ermittelte Bewohnerprofil verdeutlicht einen großen Bedarf fachlich fundierter Pflege, WG und SWB werden dabei von unterschiedlichen Bewohnergruppen favorisiert. Die aktive Einbeziehung Angehöriger/Ehrenamtlicher in den WG entspricht nicht dem, was postuliert wird. Die Einbindung ins gesundheitliche Versorgungsnetzwerk erscheint verbesserungsfähig.