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DOI: 10.1055/s-0030-1266654
Erfahrungen mit Surveillance akuter respiratorischer Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern 2009/10
Hintergrund: Ein Überwachungssystem schwerer akuter respiratorischer Infektionen (SARI) an Sentinel-Krankenhäusern gilt als essentielles Verfahren zur Abschätzung der Fallzahl schwerer Influenza-Verläufe. In Deutschland mangelt es bisher an derartigen Systemen. Seit Dezember 2009 wird im Rahmen der H1N1-Pandemie prospektiv erfasst, wieviele Patienten mit Symptomen einer respiratorischen Infektion in 9 Berliner Vivantes-Kliniken (Kapazität: 5.086 Betten. Abdeckung: ˜30% der Berliner Bevölkerung) aufgenommen werden.Die Analyse erfolgte mit der Fragestellung, welcher Anteil der Influenza-Fälle (hospitalisiert oder intensivpflichtig) mit einer SARI-Surveillance abgebildet werden kann. Methoden: Seit 07.12.2009 wurden täglich alle stationären Patienten im Alter von 18–65 Jahren im Krankenhausinformationssystem hinsichtlich Kriterien für respiratorische Infekte (Fieber/anderes systemisches Symptom plus Husten/Halsschmerzen, oder ärztliche Verdachtsdiagnose) und SARI (Fieber und Husten/Halsschmerzen und Atemnot) identifiziert. Bei Einwilligung erfolgte Testung auf Influenzaviren mittels PCR aus Nasen-Rachen-Abstrichen. Ergebnisse: Vom 7.12.2009– 29.3.2010 wurden 357 Patienten mit respiratorischer Infektion inklusive 117 SARI-Fälle identifiziert. In beiden Gruppen waren zwei Drittel männlich. Eine zeitnahe Datenübermittlung und Probentestung war im Rahmen der Surveillance auf wöchentlicher Basis möglich und Trends wurden aufgezeigt. Insgesamt wurden 177 Patienten mit respiratorischem Infekt (50%) mittels PCR auf Influenza untersucht; 28 (16%) waren H1N1-positiv (19 ausstehende Ergebnisse). Der Anteil an H1N1(2009)-Positiven betrug unter getesteten SARI-Fällen 15/78 (19%, 7 Testungen ausstehend), unter getesteten intensivpflichtigen SARI-Fällen 6/14 (43%), und unter getesteten Verstorbenen 2/5 (40%). Von 9 intensivpflichtigen laborbestätigten H1N1-Fällen erfüllten 6 (67%) die SARI Kriterien. Von den erfassten 28 laborbestätigten H1N1-Patienten erfüllten 15 (53%) die SARI-Falldefinition. Diskussion: Unsere Ergebnisse bilden eine kurze Erfassungsperiode von in Berlin hospitalisierten Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren ab. Die SARI-Surveillance erfasste die Hälfte der hospitalisierten und zwei Drittel der intensivpflichtigen laborbestätigten H1N1-Fälle. Fehlende Symptome oder fehlende Informationen zu diesen können eine Ursache für die Untererfassung darstellen. Eine Fortführung der Surveillance ist notwendig, um Zeittrends längerfristig einschätzen, die Anwendung der Falldefinitionen besser beurteilen und Vergleiche mit anderen Surveillance-Systemen vornehmen zu können.