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DOI: 10.1055/s-0030-1266659
Screening in der Rehabilitation – Individualisierung beginnt bei der Auswahl der Einrichtung
Hintergrund: Anders als in der Akutversorgung spielt im deutschen Rehabilitationssystem die zentrale Zuweisungssteuerung durch die Rehabilitationsträger eine wichtige Rolle. Von Ausnahmen abgesehen fehlen bisher allerdings Instrumente, die es bereits im Reha-Antragsverfahren erlauben, Versicherte mit besonderen Problemlagen, besonders im psychischen und sozialen Bereich, zu erkennen und sie gezielt in geeignete Kliniken einzuweisen. Im Rahmen des Konzeptes der Rehabilitanden-Management-Kategorien (RMK) wurde an der Charité ein Screening-Instrument entwickelt, mit dem Antragsteller schon vor der Zuweisung nach ihren reha-relevanten Einschränkungen von Aktivität und Teilhabe klassifiziert werden können. Das Instrument wird am Beispiel der orthopädischen Rehabilitation vorgestellt. Methode: Das RMK-Screening wurde unter Rückgriff auf Daten aus einem ausführlichen RMK-Assessment entwickelt, mit dem es gelungen war, Rehabilitanden (815 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, 243Hüftpatienten, 423 Kniepatienten) nach ihrem bio-psycho-sozialen Behandlungsbedarf in klinisch plausible Gruppen einzuteilen. Diskriminanzanalytisch wurden die am stärksten zwischen den Bedarfsgruppen diskriminierenden Items aus dem RMK-Assessment ausgewählt. Die Testversion des Screenings wurde anschließend im Praxiseinsatz an 1145 bewilligten Reha-Antragsstellern der Deutschen Rentenversicherung erprobt. Ergebnisse: Das Screening umfasst 19 Items und konnte die anhand des RMK-Assessments gebildeten Bedarfsgruppen zuverlässig vorabschätzen. Alle reha-relevanten Bedarfsdimensionen wurden abgebildet. Im Praxiseinsatz erwies es sich als testtheoretisch belastbar und praktikabel. Schlussfolgerung: Mit dem RMK-Screening steht ein ökonomisches Instrument zur Verfügung, mit dem der Behandlungsbedarf von Reha-Antragstellern differenziert gemessen und die Klinikauswahl entsprechend gesteuert werden kann. Als Teil eines gestuften Diagnostikverfahrens kann es durch das klinkbezogene RMK-Assessment ergänzt werden. Beide Instrumente unterstützen die individuelle Fallsteuerung – von der Identifizierung besonderer Problemlagen bei Antragstellern, über die gezielte Zuweisung in eine geeignete Reha-Einrichtung bis hin zur klinikinternen Therapiesteuerung – in der sich die Maxime „Individualisierung“ vollendet. Entsprechende Ergebnisse liegen auch für die Alkoholentwöhnung vor. Ein indikationsübergreifendes Screening ist geplant.