Gesundheitswesen 2010; 72 - P207
DOI: 10.1055/s-0030-1266714

Sport ist gut für die Gesundheit, aber wie gesund verhalten sich jugendliche Sportler ansonsten? Ein systematischer Review

K Diehl 1, S Schneider 1
  • 1Mannheimer Institut für Public Health/Kompetenzzentrum für Sozialmedizin und betriebliche Gesundheitsförderung, Universität Heidelberg, Mannheim

Einleitung: Ausreichend Bewegung stärkt und fördert die Gesundheit. Dies gilt nicht nur für ältere Menschen. So treiben viele Jugendliche Sport, sind in Vereinen organisiert und verbringen viel Zeit bei Turnieren und Wettkämpfen. Allerdings ist bis dato wenig darüber bekannt, ob sich jugendliche Sportler, sowohl Freizeit- als auch Leistungssportler, auch ansonsten gesund verhalten. Impliziert viel Bewegung auch ein gesundes Verhalten bei anderen Lebensstil-Aspekten? Da der Forschungsstand dahingehend äußerst defizitär ist, wurde ein systematischer Literaturreview durchgeführt. Material und Methoden: Auf Basis des PRISMA-Statements wurde im Juni 2009 eine standardisierte Recherche in den Literaturdatenbanken PubMed, CSA Sociological Abstracts und PsychINFO durchgeführt. Dabei wurden ausschließlich Originalarbeiten der letzten 20 Jahre berücksichtigt. Inkludiert wurden Studienpopulationen Jugendlicher im Alter bis zu 18 Jahren. Die Literaturselektion und -auswertung erfolgte stufenweise durch zwei unabhängige, verblindete Reviewer. 24 der 238 identifizierten Artikel erfüllten die Einschlusskriterien und flossen in die Datenextraktion ein. Ergebnisse: Die einbezogenen Artikel untersuchten ein breites Feld gesundheitsrelevanten Verhaltens. Einzelne Studien umfassten Leistungssportler. Mehrheitlich handelte es sich um Freizeitsportler. Siebzehn der 24 eingeschlossenen Studien fokussierten einen isolierten Aspekt des Gesundheitsverhaltens, während die übrigen Studien mehrere Aspekte berücksichtigten. Teilweise wurden die Ergebnisse der Athleten mit denen einer Normstichprobe verglichen. Es zeigte sich, dass Alkoholkonsum ein weitverbreitetes Problem unter jugendlichen Sportlern ist. Die Prävalenzen bezüglich Tabak- und Marihuanakonsum waren für (Leistungs-)Sportler höher als für Nichtsportler. Für das sexuelle Risikoverhalten zeigte sich ein höheres Sicherheitsbewusstsein seitens Leistungssportlerinnen, wobei männliche Freizeitsportler ein höheres sexuelles Risiko eingingen als männliche Nichtsportler. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der einzelnen Studien sind teilweise sehr heterogen was auf die Verwendung von nicht-standardisierten Erhebungsinstrumenten, die isolierte Betrachtung einzelner Lebensstil-Aspekte und das unterschiedliche Leistungsniveau der Sportler zurückzuführen ist. Allerdings zeigte sich für Freizeitsportler und Hochleistungssportler gleichermaßen, dass ungesunde Verhaltensweisen vorliegen. Ausreichend Bewegung ist in diesem Fall kein Indikator für ein vorbildliches Verhalten in anderen Gesundheitsaspekten wie Rauchen, Drogen- oder Alkoholkonsum.