Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36 - P4_7
DOI: 10.1055/s-0031-1276786

Flüssige Nahrungssupplemente – eine Untersuchung zur Akzeptanz bei Tumorpatienten

L Schweitzer 1, D Hanrieder 1, A Weimann 2, L Mantovani-Löffler 3
  • 1Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung, Bernburg, Germany
  • 2Klinikum St. Georg gGmbH, Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie, Leipzig, Germany
  • 3Klinikum St. Georg gGmbH, Abteilung Internistische Onkologie Hämatologie, Leipzig, Germany

Einführung: Tumorerkrankungen stellen neben den Herz-Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache dar. Zudem ist ein Anstieg der Neuerkrankungen zu verzeichnen. Oftmals gehen maligne Erkrankungen mit nutritiven Mangelerscheinungen einher, die im schlimmsten Fall zu Tumorkachexie führen und die Krankheitsprognose entscheidend verschlechtern können. Nicht selten führt die Auszehrung des Körpers infolge einer Mangelernährung zum Tod, weshalb die regelmäßige Überprüfung der Ernährungssituation von Patienten erforderlich ist, um eine schnelle Intervention zu ermöglichen. Eine solche kann mittels künstlicher Ernährung oder durch die zusätzliche Gabe von Trinknahrungen erfolgen, womit eine Verbesserung des Ernährungszustandes bewirkt bzw. eine Verschlechterung verhindert werden kann.

Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, geschmackliche Präferenzen und Akzeptanzen von Tumorpatienten in Bezug auf handelsübliche flüssige Nahrungssupplemente zu ermitteln, um die gewonnenen Erkenntnisse beim Einsatz derartiger Produkte in der klinischen Praxis berücksichtigen zu können. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die herzhaft-pikanten Trinknahrungen gelegt, da über diese, nicht zuletzt durch das geringe Marktangebot, bisher wenig bezüglich ihrer geschmacklichen Akzeptanz bzw. über Vorlieben hinsichtlich der Geschmacksrichtung bekannt ist. Außerdem wurde geprüft, ob protein- oder energiereiche Substrate bevorzugt werden.

Methode: Im Klinikum St. Georg in Leipzig wurden drei Testreihen mit jeweils 30 Tumorpatienten (15männlich, 15 weiblich) durchgeführt. Die Probanden bestimmten zunächst nach DIN EN ISO 5495 die Präferenz im paarweisen Vergleich von insgesamt drei Probenpaaren, bestehend aus jeweils einer protein- und einer energiereichen Trinknahrung derselben süßen Geschmacksrichtung (Kaffee, Schokolade, Aprikose) und desselben Herstellers (Nestlé). Anschließend erfolgte ein Akzeptanztest anhand einer 9-stufigen Gefallen-Missfallen-Skala.

Dabei wurden von den Patienten sechs süße sowie acht herzhaft-pikante Nahrungssupplemente von insgesamt zwei Herstellern (Nestlé, Hipp) hedonisch beurteilt. Parallel dazu wurden die Produkte von sensorisch geschulten Prüfpersonen einer einfach beschreibenden Prüfung nach DIN10964 unterzogen, wobei eine Einteilung in positive und negative sensorische Merkmale vorgenommen wurde.

Ergebnisse: Es wurde keine eindeutige Bevorzugung der protein- oder der energiereichen süßen Produkte festgestellt. Für die herzhaften Trinknahrungen wurde insgesamt eine sehr geringe sensorische Akzeptanz bei den Tumorpatienten ermittelt. Bestätigt wurde dieser Befund auch durch das geschulte Panel, welches viele sensorische Mängel bei diesen Produkten ausmachte. Die getesteten süßen Varianten hingegen wurden, bis auf die Geschmacksrichtung Kaffee, alle akzeptiert.

Schlussfolgerung: Da die Patienten eine Abwechslung bei den zum Einsatz kommenden flüssigen Nahrungssupplementen wünschen, erscheint es sinnvoll, das Marktangebot der herzhaft-pikanten Trinknahrungen zu erweitern. Außerdem sind bei diesen Produkten sensorische Verbesserungen notwendig, um eine höhere Akzeptanz in der Zielgruppe zu erreichen.