Gesundheitswesen 2011; 73 - A235
DOI: 10.1055/s-0031-1283390

Ungleichheiten in der subjektiv wahrgenommenen Versorgungsqualität im Akutkrankenhaus

T Altenhoener 1
  • 1Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Saarbrücken

Hintergrund: Während hinsichtlich des Einflusses von Gesundheitsverhalten, psychosozialen Belastungen und gesundheitsfördernden Ressourcen für das Zustandekommen gesundheitlicher Ungleichheit eine Reihe von Daten existieren, sind Erkenntnisse zu Versorgungsungleichheiten in Deutschland v.a. für den akutstationären Bereich nach wie vor rar [1]. Für die vom Patienten erlebte Versorgungsqualität hat sich ein Einfluss auf gesundheitliche Merkmale gezeigt. So wird eine Relevanz für den Behandlungserfolg, das Schmerzempfinden, die psychische Belastung oder die Compliance der Patienten diskutiert [2]. Methoden: Im Rahmen einer querschnittlichen Studie wurden in drei Akutkrankenhäusern Patienten mit standardisierten Fragebögen befragt. Als unabhängige Einflussgrößen wurden sozioökonomische Merkmale wie Bildung, Schicht, Versichertenstatus erhoben. Die subjektiv wahrgenommene Versorgungsqualität wurde mit verschiedenen Skalen des Kölner Patientenfragebogens [3] erfasst. Neben bivariaten Verfahren wurden Varianzanalysen zur Prüfung schichtabhängiger Differenzen in der Versorgungsqualität kalkuliert. Die Stichprobe umfasst 254 Personen bei einem Frauenanteil von 47%. Das Alter betrug im Mittel 58 Jahre (SD=14,6 Jahre). Ergebnisse: Während bei einer Reihe der erhobenen Parameter wie dem Vertrauen gegenüber Ärzten und Pflegekräften oder in der Bewertung des Aufnahme- bzw. des Entlassungsmanagements bivariat keinerlei Differenzen feststellbar waren, ergaben sich für Kommunikationsaspekte gewisse Unterschiede. Hier hatten Patienten niedrigerer Statusgruppen angegeben, dass sie sich durch Ärzte bzw. Pflegekräfte etwas mehr vernachlässigt fühlen. In den multiplen Analysen bestätigte sich in erster Linie eine Bedeutung von Gesundheitszustand und psychischer Belastung, während der Schichteinfluss nur noch als tendenzieller Effekt nachweisbar war. Diskussion: Insgesamt spiegeln die Befunde die erwartet hohe Akzeptanz der Krankenhausversorgung bei den Patienten wider. Sozioökonomische Differenzen scheinen lediglich in wenigen Aspekten subjektiver Versorgungsqualität und dabei in geringerem Umfang bedeutsam zu sein. Da diese Differenzen im Bereich der Kommunikation liegen, könnte der Bedeutung sozioökonomischer Merkmale vor allem in Aspekten wie dem Interesse der Patienten an der Versorgungsbeteiligung im Sinne eines Shared Decision Making bzw. in welchem Umfang solche Bedürfnisse bestehen oder diese erfüllt werden, nachgegangen werden.

Literatur:

[1] Janßen C., Grosse Frie, K. & Ommen, O. (2009). Soziale Ungleichheit und gesundheitsbezogene Versorgung. In M. Richter & K. Hurrelmann (Hrsg.). Gesundheitliche Ungleichheit – Grundlagen, Probleme, Perspektiven. 2. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag, 149–166. [2] Pfaff, H., Brinkmann, A. Jung, J. & Steffen, P. (2009). Qualitätserhebungen im Gesundheitswesen. Der Patient als Partner in der Evaluation von Qualität. In: C. Gehrlach, T. Altenhöner & D. Schwappach (Hrsg.). Der Patients' Experience Questionnaire: Patientenerfahrungen vergleichbar machen. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung. [3] Pfaff, H., Steffen, P. Brinkmann, A. Lüttike J. & Nitzsche, A. (2004). Der Kölner Patientenfragebogen (KPF). Kennzahlenhandbuch. Köln.