Gesundheitswesen 2011; 73 - A378
DOI: 10.1055/s-0031-1283392

Wie lässt sich die nationale Zielsetzung ‘Gesund aufwachsen' mit dem Ziel ‘Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit' verbinden?

T Altgeld 1
  • 1Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V., Hannover

Einleitung/Hintergrund: Der nationale Gesundheitszieleprozess in Deutschland, gesundheitziele.de, hat bislang sechs nationale Gesundheitsziele definiert. Ein siebtes zum Bereich „gesund älter werden„ wird zurzeit erarbeitet. Für alle Gesundheitsziele galt „Chancengleichheit„ als Querschnittsanforderung für die Zielformulierung. Ähnlich wie bei anderen Querschnittsanforderungen, z.B. Gender Mainstreaming, tauchen in den Zielkonzepten kaum Ausdifferenzierungen auf. Das Gesundheitsziel „gesund aufwachsen„, das 2010 aktualisiert vorgelegt wurde, war bereits in seiner ersten Zielformulierung settingbezogen angelegt und hatte gesundheitliche Chancengleichheit in den Mittelpunkt der Zielformulierung gestellt. Methoden: Expertengestützte Zielformulierungsprozesse unter Einbezug aller politischen Ebenen (Bund, Länder, Kommunen). Ergebnisse: Gesundheitsziele können einen Beitrag zur Verringerung von gesundheitlichen Ungleichheiten leisten, wenn die Zielstellung Chancengleichheit in den Mittelpunkt des Zielformulierungsprozesses gestellt wird. Da Kinder und Jugendliche besonders von Armut betroffen sind und die Folgen früher Armutslagen massive Auswirkungen auf die gesundheitlichen Perspektiven der Kinder und Jugendlichen haben, spielte gesundheitliche Chancengleichheit eine zentrale Rolle bei der Zielformulierung, insbesondere bei der Ausformulierung der Teilziele und der Definition der Startermaßnahmen. Anders als die meisten Gesundheitsziele werden verhältnisbezogene Zielaspekte mit der Settingorientierung des Ziels und eines eigenen Ziels zur Ausgestaltung der Rahmenbedingungen in den Vordergrund gestellt. Gerade in Kindertagesstätten und Schulen sind monothematische Präventionsansätze wenig erfolgreich und unterliegen bestimmten Trends, wie die aktuelle Programmeuphorie zu bewegungs- und ernährungsbezogenen Präventionsmaßnahmen belegt. In dem Ziel „gesund aufwachsen„ werden partizipative und settingspezifische Aspekte und Besonderheiten in den Vordergrund gestellt. Der Erfolg des Gesundheitsziels und sein Beitrag zur Herstellung gesundheitlicher Chancengleichheit hängen jedoch von der Umsetzung vor Ort ab. Bislang wurden auf Länderebene entsprechende Beschlüsse der Jugend- und der Gesundheitsministerkonferenzen gefasst. Diskussion/Schlussfolgerungen: Das Gesundheitsziel „gesund aufwachsen„ leistet auf der Zielformulierungsebene einen Beitrag zur Herstellung gesundheitlicher Chancengleichheit von Jungen und Mädchen und deren Familien. Eine Evaluation des Zieleprozesses ist notwendig und wird zurzeit von gesundheitsziele.de erarbeitet. Integrierte Handlungskonzepte sind für Kinder entscheidender als die vereinzelte Bearbeitung immer neuer Lebensrisiken.