Gesundheitswesen 2011; 73 - A268
DOI: 10.1055/s-0031-1283393

Sport und Verkalkungsgrad der Koronararterien – Ergebnisse der Heinz Nixdorf Recall Studie

S Andrich 1, N Dragano 1, S Möhlenkamp 2, U Slomiany 1, U Roggenbuck 1, J Siegrist 3, K Jöckel 1, R Erbel 2, S Moebus 1
  • 1Institut für Medizinische Informatik, Biometrie & Epidemiologie Universitätsklinikum Essen, Essen
  • 2Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum Essen, Universitätsklinikum Essen, Essen
  • 3Institut für Medizinische Soziologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf

Einleitung/Hintergrund: Ein Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und koronarer Herzerkrankung (KHK) ist unumstritten. Die Bedeutung von sportlicher Aktivität/Sport ist bislang weniger untersucht. Ziel ist, zu prüfen, ob es eine Assoziation zwischen dem erbrachten Energieaufwand durch Sport und dem Verkalkungsgrad der Koronararterien gibt. Methoden: Ausgewertet wurden Daten der Basisuntersuchung (2000–2003) der bevölkerungsbasierten Heinz Nixdorf Recall Studie. Sport wurde über METs (Metabolic Equivalent of Task) unter Berücksichtigung von Dauer und Frequenz der sportlichen Aktivität als ‘MET-Verausgabung in Wochenstunden’ (METhw) quantifiziert und wie folgt kategorisiert: 0/>0–7,5/≥7,5 METhw. Die höchste Ausprägung entspricht einer körperlichen Aktivität mit moderater Intensität von mehr als 150 Minuten/Woche (Empfehlung American Heart Association). Koronarkalk (CAC) wurde mittels Elektronenstrahl-CT gemessen. Outcome der multiplen Regressionsanalysen ist der dichotomisierte CAC-Score (≥75. alters- und geschlechtsspezifischen Perzentile). Als Referenz der Expositions-Variablen METhw dient ‘kein Sport'. Odds Ratios (OR) sind adjustiert für Rauchen, Diabetes und Blutdruck. Ergebnisse: In die Analyse wurden Daten von 4271 Probanden ohne KHK (2020Männer, 45–75 Jahre) einbezogen. Frauen erreichen ≥7,5 METhw seltener als Männer (36,8% respektive 41,3%). Jüngere Probanden sind aktiver als ältere (Frauen 45–54 Jahre: 39,6%, 55–64J: 38,1%, >65J: 31,9%, Männer 43,0%, 41,9%, 38,5%). Weniger aktive Frauen und Frauen ohne sportliche Betätigung lagen in allen Altersklassen häufiger über der 75. alters- und geschlechtsspezifischen Perzentile der Koronarkalkverteilung als aktivere Frauen. Für Männer ist dieser Befund nur in der niedrigsten und höchsten Altersklasse (45–54 Jahre: 27,9%, 24,7%, 21,9%, 55–64J: 24,1%, 25,5%, 25,6%, >65J: 28,7%, 26,9%, 19,3%) zu beobachten. In multiplen Regressionsanalysen deutet sich für aktivere Probanden (≥7,5 METhw) tendenziell ein erniedrigtes OR an (Frauen: adjustiertes OR 0,81; 95%-CI:0,65–1,02, Männer: 0,93; 0,74–1,16). Diskussion/Schlussfolgerungen: In weiteren Analysen soll die Verwendung des von der AHA auf ‘physical activity' bezogenen Cutpoints und der Effekt von Ausdauersportarten auf den Koronarkalk im Einzelnen überprüft werden.

Literatur:

Bertoni, AG, Whitt-Glover, MC, Chung, H, Le, KY, Barr, RG, Mahesh, M, Jenny, NS, Burke, GL, Jacobs, DR (2008): The Association between Physical Activity and Subclinical Atherosclerosis. The Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis. Am J Epidemiol 169 (4), 444–454. Haskell WL, Lee IM, Pate, RR, et al. (2007): Physical Activity and Public Health: Updated Recommendation for Adults from the American College of Sports Medicine and the American Heart Association. Medicine and Science in Sports and Exercise 39 (8), 1423–1434 Lee, IM, Djoussé L, Sesso HD, et al. (2010): Physical Activity and Weight Gain Prevention. JAMA 303 (12), 1173–1179