Gesundheitswesen 2011; 73 - A294
DOI: 10.1055/s-0031-1283398

Kommunikationspräferenzen und Lebensqualität von Patienten in onkologischen Schwerpunktpraxen

W Baumann 1, R Buschmann-Maiworm 2, E Farin-Glattacker 3
  • 1Wissenschaftliches Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen, Köln
  • 2Wissenschafliches Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen, Köln
  • 3Universitätsklinik Freiburg, Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin, Freiburg

Einleitung/Hintergrund: Eine gelingende Kommunikation mit ihren behandelnden Ärzten ist ein Schlüsselfaktor für eine gute Versorgung von Krebspatienten. Die Bewältigung der krankheitsbezogenen Belastungen, die Adhärenz in der Therapie und andere Ergebnisvariablen werden von der Gesprächsituation beeinflusst. Unterschiedliche Kommunikationsstile und -bedürfnisse in Abhängigkeit von Krankheitssituationen stellen eine ärztliche Herausforderung dar, um patientengerechte Gesprächssituationen zu gewährleisten. Ziel der Studie ist ein Verständnis der Patientenbedürfnisse zu sachbezogenen, emotionalen und unterstützenden Aspekten des Arzt-Patient-Gesprächs. Methoden: Für die Erhebung im Herbst 2010 erhielten 31 onkologische Schwerpunktpraxen insgesamt 1860 Fragebögen (60 pro Praxis) zu Kommunikationspräferenzen (KOPRA, Farin-Glattacker u.a. 2009). Der KOPRA-Bogen enthält 32 Items, die sich vier Skalen zuordnen lassen. Der psychometrisch geprüfte Fragebogen für chronisch kranke Patienten wurde bislang bei orthopädischen und kardiologischen Patienten eingesetzt. Zu der Inhouse-Erhebung, die auf regelmäßigen gemeinsamen Patientenbefragungen der WINHO-Partner aufbaut, wurden mehr als 200 onkologische Schwerpunktpraxen eingeladen. Zum Verständnis der Patientensituation kam neben dem KOPRA-Instrument der verbreitete Euro-Qol-Fragebogen (EQ-5D) zum Einsatz. Die Fragebögen wurden elektronisch eingelesen und mit SPSS (Version 17) ausgewertet. Ergebnisse: 1.731 Fragebögen wurden an das WINHO zurückgeben. 82% der Befragten haben eine onkologische Diagnose, 57% der Befragten sind weiblich. Ebenso wie das mittlere Alter (63,2J Frauen/63,4J Männer) bilden diese Angaben die Patientenstrukturen in onkologischen Schwerpunktpraxen exakt ab. Onkologische Patienten zeigen auf mehreren KOPRA-Dimensionen stärkere Kommunikationsbedürfnisse als andere chronisch Kranke. Das gemessene Gesamtniveau der Lebensqualität ist nahe der Normalbevölkerung im vergleichbaren Alter, jedoch dokumentieren 40% der Patienten psychische Belastungen. Schlussfolgerungen: Insgesamt zeigen die Ergebnisse ein breites Spektrum von Kommunikationsbedürfnissen von Krebspatienten, die jeweils unter besonderen Voraussetzungen aktiviert und verstärkt werden. Die Ergebnisse können dazu beitragen, dass behandelnde Ärzte gegenüber onkologischen Patienten die Konstellationen für spezifische kommunikative Anforderungen präziser erkennen. In weiteren Auswertungen sind Herausforderungen für Kommunikationskompetenzen und mögliche Unterstützungsmaßnahmen für Ärzte zu prüfen.