Gesundheitswesen 2011; 73 - A181
DOI: 10.1055/s-0031-1283412

Kinder & Jugendliche: Zukunft mit Perspektive – mehr Handlungsspielraum für Kommunen

R Bockhorst 1, M Stierle 1
  • 1Bertelsmann Stiftung, Gütersloh

Während die Einnahmen in den meisten Kommunen sinken, hat die Steigerung der Sozialausgaben eine dramatische Dynamik angenommen. Die Ausgaben für Kinder- und Jugendhilfe sind in den vergangenen Jahren besonders stark betroffen. 7,9 Prozent betrug die Steigerungsrate zwischen 2007 und 2008. Wachsende Fallzahlen sowie eine erhöhte Komplexität der individuellen Fälle treiben die Kosten. Durch die angespannte Haushaltslage fehlen dringend benötigte Mittel für präventive Maßnahmen, mit denen ein weiterer Kostenanstieg bekämpft werden kann. Leistungsempfänger sind vor allem sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie ihre Familien. Ihre Zahl steigt kontinuierlich. 26,3% der Kinder unter 15 Jahren leben unter der Armutsrisikoschwelle. Der Gesundheitsstatus und die gesundheitlichen Risiken dieser Kinder sind bundesweit schlechter als bei Kindern aus anderen sozialen Schichten. Gleichzeitig bestätigen Experten eine häufig nicht angepasste Versorgung durch das Gesundheitssystem. Diese Kinder und Jugendlichen benötigen intensive Förderungsmaßnahmen und dringend wirksame präventive Maßnahmen, um die Spirale der Inanspruchnahme der Unterstützungen zu durchbrechen, um ihre Teilhabechancen zu verbessern. Kommunen sind der Ort, an dem diese Unterstützung geleistet werden muss. Was kann vor Ort geschehen? Finanzierung, integrierte Steuerung von Gesundheit und Sozialem in der Kommune, Partizipation und Qualität der Interventionen werden von vielen Experten als Ansatzpunkte für eine dauerhafte Verbesserung der Lebenssituation benachteiligter Kinder und Jugendlicher gesehen. Dieser Workshopbeitrag stellt ein Konzept zur Diskussion, das diese strategischen Hebel berücksichtigt und in Kommunen die Handlungsräume für präventive Ansätze entstehen lässt.

Literatur:

Hübenthal, Kinderarmut in Deutschland, Deutsches Jugendinstitut, München, 2009. KiGGS-Studie, Robert-Koch-Institut, Berlin, 2008. Expertenbefragung „Einschätzungen und Anregungen zu einem integrierten Sozial- und Gesundheitsmanagement in Kommunen„, ISG, Köln, November 2010 im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.