Gesundheitswesen 2011; 73 - A108
DOI: 10.1055/s-0031-1283431

Effekt einer Ernährungsintervention mit Elterneinbezug auf das Ernährungsverhalten und die Körpermaße von Kindergartenkindern

F De Bock 1, L Breitenstein 1, JE Fischer 1
  • 1Mannheimer Institut für Public Health, Universität Heidelberg, Mannheim

Einleitung: In industrialisierten Ländern kann Bewegungsarmut gepaart mit hoch kalorischer Ernährung zu zuviel Körperfett führen. Nationale Studien in mehreren europäischen Ländern zeigen, dass viele Kinder die Verzehrsempfehlungen zu hoch kalorischer Nahrung und Getränken überschreiten. Effektive und frühe Ernährungsinterventionen sind daher ausschlaggebend. Unsere Studie klärt die Effektivität einer Ernährungsintervention im Kindergarten. Daten und Methoden: Anhand von Kindern von 3–6 Jahren wurde die Intervention in 18 Kindergärten in Baden-Württemberg über ein cluster-randomisiertes Design mit Wartelistekontrolle evaluiert. Extra ausgebildete Ernährungsexperten bereiteten einmal wöchentlich über einen Zeitraum von 6 Monaten zusammen mit Kindern. Erzieherinnen und teils auch Eltern Mahlzeiten zu und probierten viele neue und gesunde Lebensmittel aus. Primäre (Obst- und Gemüsekonsum, über Elternfragebogen), sekundäre (Konsum gesüßter Getränke) und weitere Zielparameter (BMI, Hautfaltendicke) wurden durch Messungen vor (0 Monate), zum Ende (6 Monate) und sechs Monate nach Ende der Intervention (12 Monate) erhoben. Über eine intention-to-treat Analyse (Random effects Panel-Regression) wurde der Effekt der Intervention – adjustiert für Alter, Geschlecht, Migrationshintergund und mütterliche Bildung – berechnet. Im Rahmen einer Prozessevaluation wurde die Umsetzung und Reichweite der Intervention dokumentiert. Ergebnisse: 374 (79%) der eligiblen Kindergartenkinder nahmen an der Studie teil, 348 hatten vollständige Datensätze und waren im Mittel 4,3±0,78 Jahre alt (53,2% Jungen). Der Obst- und Gemüsekonsum der Kinder nahm nach der Intervention signifikant zu (um 0,22 Kinderhände/Tag; p<0,001 bzw. 0,15 Kinderhände/Tag; p<0,05). Wir konnten jedoch keinen signifikanten Effekt auf den Konsum gesüßter Getränke oder auf die anthropometrischen Parameter feststellen. Im Mittel nahmen 23,1±12,1 Kinder (99% der rekrutierten) und 16,5±9,5 Eltern (69%) regelmäßig an der Intervention teil. Diskussion: Obwohl wir in unserer Studie keine direkten Effekte der Intervention auf die objektiv gemessenen Körpermaße feststellen konnten, gehen wir davon aus, dass eine Steigerung des Obst- und Gemüsekonsums der Kinder längerfristig zu einer Veränderung der anthropometrischen Parameter führen könnte und damit zu einem reduzierten Risiko für Übergewicht.