Gesundheitswesen 2011; 73 - A11
DOI: 10.1055/s-0031-1283433

Vitamin A bis Z: Nahrungsergänzungsmittel im Nachwuchsleistungssport

K Diehl 1, A Thiel 2, S Zipfel 3, J Mayer 2, A Schnell 2, S Schneider 1
  • 1Mannheimer Institut für Public Health, Universität Heidelberg, Mannheim
  • 2Institut für Sportwissenschaft, Universität Tübingen, Tübingen
  • 3Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen

Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung zufolge bei einer gesunden Ernährung nicht erforderlich. Dennoch werden sie häufig zum Ausgleich einer unausgewogenen Ernährung herangezogen. Viele Sportlerinnen und Sportler nutzen Nahrungsergänzungsmittel zur Leistungssteigerung. Das Ausmaß dieser Praxis im besonders sensiblen Bereich des jugendlichen Hochleistungssports ist bis dato nahezu unbekannt. Inwieweit jugendliche Nachwuchsleistungssportler/-innen Nahrungsergänzungsmittel nutzen, was Bezugs- und Informationsquellen sind und was sie über Nahrungsergänzungsmittel denken, ist Gegenstand dieser Untersuchung. Daten und Methoden: Die verwendeten Daten stammen aus der bundesweiten GOAL-Studie (German Young Olympic Athletes' Lifestyle and Health-Management). Deren hier erstmals vorgestellte Daten umfassen ein Sample von 1.138 jugendlichen Hochleistungssportler/innen aller rund 50 olympischen Sportarten. Neben deskriptiven Auswertungen zur Analyse der Einnahme, der Bezugsquellen und Informationsquellen von Nahrungsergänzungsmitteln wurden Chi2-Tests berechnet, um zu überprüfen, welche Einstellungen Nutzer/innen im Vergleich zu Nicht-Nutzern/innen zu Nahrungsergänzungsmitteln haben. Ergebnisse: Von den befragten Leistungssportlerinnen und Leistungsportlern nutzen 91,1% Nahrungsergänzungsmittel, davon 29,5% täglich. Tägliche Nutzer/innen nahmen im Durchschnitt 2,48 verschiedene Supplemente ein. Neben Energydrinks (63,9%) und Traubenzucker (64,0%) wurden am häufigsten Magnesium (68,6%), Vitamin C (56,1%) und Calcium (46,2%) konsumiert. Bezugsquellen für Nahrungsergänzungsmittel waren in erster Linie die Eltern (51,2%) und die Sportler/innen selbst (28,5%). Informationen über Nahrungsergänzungsmittel erhielten sie von Trainern (37,6%), Familie (30,8%) und Ärzten (30,4%). Nutzer/innen von Nahrungsergänzungsmitteln waren im Vergleich zu Nicht-Nutzern/innen eher der Meinung, dass man ohne die Einnahme öfter krank oder verletzt ist (p<0,001), dass die regelmäßige Einnahme unbedenklich ist (p<0,001) und dass sie zur Leistungssteigerung auf Nahrungsergänzungsmittel angewiesen sind (p<0,001). Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass 9 von 10 jugendlichen Athleten/innen Nahrungsergänzungsmittel konsumieren. Im Vergleich zu Nicht-Nutzern/innen sehen Nutzer/innen die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln als unverzichtbar an. An dieser Stelle könnten Präventionsmaßnahmen ansetzen, um über unterschätzte Risiken (etwa durch verunreinigte Präparate hinsichtlich der Dopingbefundung) und den sinnvollen Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln zu informieren. Dies scheint insbesondere bei den täglichen Nutzern mit einer hohen Anzahl verschiedener Nahrungsergänzungsmittel dringend notwendig.

Literatur:

Thiel A, Diehl K, Giel KE, Schnell A, Schubring A, Mayer J, Zipfel S, Schneider S: The Young German Olympic Athletes' Lifestyle and Health Management Study (GOAL Study): design of a mixedmethod study. (eingereicht bei Trials)