Gesundheitswesen 2011; 73 - A167
DOI: 10.1055/s-0031-1283464

Pflege-Studierende ohne abgeschlossene Pflegeausbildung: Karrierechancen trotz fehlender pflegerischer Sozialisation?

F Greiner 1, B Bahlmann 2, S Busch 1
  • 1Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Hamburg
  • 2Hamburger Fern-Hochschule, Hamburg

Hintergrund: Eine abgeschlossene Pflegeausbildung als Zulassungskriterium zu einem der inzwischen mehr als 50 Pflegestudiengänge in Deutschland ist sehr unterschiedlich geregelt. Die Untersuchung des gemeinsamen Studiums von Studierenden mit und ohne berufsqualifizierenden Abschluss ist aus zwei Perspektiven relevant: 1. Wie gestaltet sich das gemeinsame Studium? 2. Gibt es Unterschiede beim Karrierestart? Befragung: Die Absolventen des Diplomstudienganges Pflege der HAW Hamburg werden seit 2003 in einer Vollerhebung umfassend zu Studienbedingungen, Studienverlauf und zur beruflichen Integration befragt. Mittels eines weitgehend standardisierten Erhebungsbogens wird dabei auch der Einfluss einer abgeschlossenen Ausbildung in der Pflege auf diese Themenbereiche untersucht. Ergebnisse: Basis: 71 Fragebögen. 64% der Absolventen (Männer 53%, Frauen 68%) empfinden die gemeinsame Hochschulausbildung von Studierenden mit und ohne abgeschlossener Pflegeausbildung als bereichernd, nur 15% als hemmend. Allerdings erachten auch 60% der Befragten (Männer 74%, Frauen 55%) eine abgeschlossene Pflegeausbildung für ein erfolgreiches Studium als notwendig, 39% als nicht notwendig. Benachteiligungen bei der Stellensuche sehen 73% (Männer 94%, Frauen 65%), nur 12% sehen keine Nachteile. Als Ursachen werden hier sowohl formale (Ausbildung gemäß SGB XI §71 Voraussetzung für Leitungsfunktionen) als auch andere Gründe genannt (durch fehlende Berufserfahrung möglicherweise mangelnde Akzeptanz in Führungspositionen). Diskussion: Studierende ohne Ausbildung in der Pflege bereichern den Unterricht durch ihren unverstellten Blick auf die Dinge. Das erfordert neue Antworten in der Hochschullehre und manchmal auch Offenheit bei den Mitstudierenden. Zusätzlich sind Arbeitgeber und Berufspolitik gefordert, da hier die Integration nach dem Studium gestaltet wird. Für den Berufseinstieg benötigen sie gesonderte Stellenprofile (z.B. in Schnittstellenfunktionen in Einrichtungen des Gesundheitswesens), da sie sich nur bedingt in klassischen Pflegefeldern bewegen können. Das sollte den Studierenden bereits vor dem Studium vermittelt werden. Noch ist offen, ob Studierende ohne Ausbildung eine sinnvolle Ergänzung für die akademisierte Pflege sind oder ausschließlich eine „bereichernde Ergänzung„ im Studium darstellen, mit der man später, als Absolvent mit Pflegeausbildung, auf dem Arbeitsmarkt nur ungern konkurrieren möchte.