Gesundheitswesen 2011; 73 - A184
DOI: 10.1055/s-0031-1283468

Die Entwicklung der Adipositas in Österreich zwischen 1973 und 2007: Langzeittrend in der Prävalenz und soziodemografische Determinanten

F Großschädl 1, W Stronegger 1
  • 1Medizinische Universität Graz, Graz

Hintergrund: Adipositas zählt international zu den zehn führenden Risikofaktoren für Gesundheitsprobleme [1] und gilt als das am raschesten wachsende Gesundheitsrisiko [2]. Epidemiologische Studien berichteten, dass die Prävalenz dieser Erkrankung in den unterschiedlichsten Ländern Europas alarmierend hoch ist [3,4,5,6]. In dieser Arbeit wurden erstmals die Entwicklung in der Prävalenz der Adipositas in Österreich zwischen den Jahren 1973 und 2007 und der Zusammenhang mit soziodemografischen Faktoren untersucht. Methode: Als Datengrundlage dienten fünf bestehende nationale Gesundheitssurveys mit auswertbaren Daten von insgesamt 207.592 Personen (53,3% Frauen). In allen fünf Befragungswellen wurden selbst berichtete Daten innerhalb der österreichischen Population nach standardisiertem Verfahren durch Face-to-Face Interviews erhoben. Aus diesen repräsentativen Querschnittstudien wurden alle Personen im Alter von 15 bis 99 Jahren berücksichtigt. Für die Trendanalyse dieser Querschnittsdaten wurden gemeinsame Variablen aus den fünf Erhebungswellen gebildet und in eine Datenbank im Statistikprogramm SPSS 17.0 für Windows integriert. Adipositas wurde definiert als ein Body-Mass-Index (BMI) ≥30kg/m2 [7]. Ergebnisse: Von 1973 bis 2007 stieg die Prävalenz der Adipositas bei den Frauen (junge Erwachsene (15–29 Jahre): 1,9%-4,7%; mittlere Generation (30–59 Jahre): 11,5%-12,7%; Ältere (≥60 Jahre): 13,4%-18,5%) und bei den Männern (junge Erwachsene (15–29 Jahre): 2,5%-2,6%; mittlere Generation (30–59 Jahre): 10,5%-13,7%; Ältere (≥60 Jahre): 9,5%-15,6%) an. Insgesamt lag der höchste Durchschnitts-BMI-Wert in der Altersgruppe der 55 bis 64-Jährigen (26,2kg/m2). Ein signifikanter regionaler Trend (p>0,001) konnte innerhalb Österreichs gefunden werden. Es zeigte sich, dass der BMI von den östlichen Teilen des Landes nach Westen hin deutlich abnimmt. Der Weiteren konnte ein Zusammenhang zwischen niedrigem Bildungslevel und steigendem BMI festgestellt werden (p<0,001). Schlussfolgerung: Für Österreich konnte über eine Periode von 35 Jahren in bestimmten Altersgruppen ein deutlicher Anstieg in der Adipositasprävalenz festgestellt werden. Es weisen vor allem die Indikatoren Lebensalter, Wohnort, sowie Schulbildung eine Assoziation mit der Prävalenz der Adipositas auf.

Literatur:

1 WHO 2002, The world health report 2002, Reducing risks, promoting healthy life. World Health Organization, Switzerland. 2 Kiefer, I & Kunze, M 2004, „Epidemiologie der Adipositas“, Wiener Medizinische Wochenschrift, vol. 154, no. 13–14, pp. 296–299. 3 Lahti-Koski, M, Seppänen-Nuijten, E, Mannistö, S, Härkänen, T, Rissanen, H, Knekt, P, Rissanen, A & Heliövaara, M 2009, „Twenty-year changes in the prevalence of obesity among Finnish adults“, Obesity Reviews, pp. 1–6. 4 Singh-Manoux, A, Gourmelen, J, Lajnef, A, Sabia, A, Sitta, R, Menvielle, G, Melchior, R, Nabi, H, Lanoe, J-L, Guéguen, A & Lert, F 2009, „National prevalence of obesity. Prevalence of educational inequalities in obesity between 1970 and 2003 in France“, Obesity Reviews, vol. 10, no. 5, pp. 511–518. 5 Faeh, D, Marques-Vidal P, Chiolero, A & Bopp, M 2008, „Obesity in Switzerland: do estimates depend on how body mass index has been assessed?“, Swiss Medical Weekly, vol. 138, no. 13–14, pp. 204–210. 6 Schokker, DF, Visscher, TLS, Nooyens, ACJ, van Baak, MA & Seidell, JC 2006, „National prevalence of obesity. Prevalence of overweight and obesity in the Netherlands“, Obesity Reviews, vol. 8, no. 2, pp. 101–107. 7 WHO 2009, Obesity and Overweight, World Health Organiziation, accessed 02nd April 2011, < http://www.who.int/dietphysicalactivity/publications/facts/obesity/en/>