Gesundheitswesen 2011; 73 - A87
DOI: 10.1055/s-0031-1283475

Abgeschlossene medizinische Rehabilitationen und Erwerbsminderungsrenten bei Pflegepersonal im Vergleich zu anderen Berufsgruppen

M Harling 1, A Schablon 1, A Nienhaus 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Einleitung: Unterschiede in der medizinischen Rehabilitation und bei Erwerbsminderungsrenten (EM-Renten) zwischen Pflegeberufen und anderen Berufsgruppen wurden anhand der Scientific Use Files (SUF) der Deutschen Rentenversicherung „Abgeschlossene Rehabilitation 2006„ und „Rentendatenneuzugänge 2007„ untersucht. Methoden: In den SUFs wurde anhand der Berufsordnungen eine neue Variable mit den Ausprägungen ‘Krankenpflege' (853), ‘Krankenpflegehelfer' (854), ‘Altenpflege' (861) und ‘andere Berufsgruppen' gebildet. Unterschiede zwischen diesen Gruppen wurden anhand des Chi2 und anhand der binär logistischen Regression geprüft. Ergebnisse: Bei Pflegeberufen sind Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems häufiger die Hauptdiagnose für eine Rehabilitation als bei anderen Berufsgruppen (Krankenpflege 47,5%, Krankenpflegehelfer 49,9%, Altenpflege 44,3%, andere Berufsgruppen 41,4%). Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, in Pflegeberufen nach der Rehabilitation aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen keine volle Erwerbsfähigkeit aufzuweisen, im Vergleich zu anderen Berufsgruppen erhöht (Krankenpflege OR 1,8 (95%-CI 1,67–1,93), Krankenpflegehelfer OR 1,9 (95%-CI 1,71–2,05), Altenpflege OR 2,3 (95%-CI 2,08–2,42)). Der Anteil der EM-Renten beträgt bei Krankenpflegekräften 38,9%, bei Krankenpflegehelfern 30,5%, bei Altenpflegekräften 34,6% und bei anderen Berufsgruppen 22,4%. In Pflegeberufen beziehen etwa 20% (Krankenpflege 19,8%, Krankenpflegehelfer 19,6%, Altenpflege 19,7%) eine EM-Rente aufgrund von Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems, in anderen Berufsgruppen liegt dieser Anteil bei 16,1%. 68,5% der Krankenpflegekräfte, 60,0% der Krankenpflegehelfer und 61,6% der Altenpflegekräfte haben mindestens eine Rehabilitationsleistung in den letzten 5 Jahren vor der EM-Rente erhalten. Bei anderen Berufsgruppen waren es hingegen lediglich 47,1%. Diskussion: Muskel-Skelett-Erkrankungen sind bei Pflegeberufen häufiger der Anlass für eine Rehabilitation. Nach der Rehabilitation besteht bei ihnen häufiger keine volle Erwerbsfähigkeit. Außerdem ist der Anteil der EM-Renten an den Rentenzugängen in Pflegeberufen größer, und Beschäftige in Pflegeberufen haben vor der EM-Rente häufiger mindestens eine Rehabilitationsleistung erhalten. Die Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen in Pflegeberufen scheint daher verbessert werden zu müssen. Ferner sind Studien wünschenswert, um Risikofaktoren, Möglichkeiten zur Verbesserung der Rehabilitation und Ansätze zur Vermeidung von EM-Renten für Beschäftigte in Pflegeberufen zu ermitteln.